Richard Strauss

Bläserserenade Es-Dur op. 7

Urtext, Klavierauszug / Studienpartitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Henle
erschienen in: das Orchester 12/2020 , Seite 66

Der Bub war gerade erst 17 Jahre alt, hatte das letzte Schuljahr am Gymnasium beendet, als er die Serenade für 13 Bläser in der „Blasmusik“-Tonart Es-Dur fertigstellte. Das Werk selbst verrät in Tonart und Anzahl der Bläser das Vorbild Wolfgang Amadeus Mozart: Er hat der Serenade Pate gestanden.
Richard Strauss hat bis dahin nach eigenem Verzeichnis während seines Studiums bei Hofkapellmeister Friedrich Wilhelm Meyer in Harmonielehre, Kontrapunkt, Formenlehre und Instrumentation zwischen 1875 und 1880 bereits über 100 Einzelwerke komponiert, darunter zahlreiche Klavierstücke, Lieder und sogar kleinere Orchesterwerke. Das sehr sorgfältig geschriebene „Partiturautograph“ widmete der junge Komponist aus Dankbarkeit „seinem hochverehrten Lehrer“. Es befindet sich in der New Yorker Pierpont Morgan Library und diente maßgeblich als Stichvorlage der Erstausgabe der Partitur.
Diese erschien mit der Opuszahl 7 1883 beim Münchner Verleger Joseph Aibl und ist die Hauptquelle vorliegender Edition, für welche der Herausgeber Norbert Gertsch verantwortlich zeichnete. Er verfasste sowohl den deutschenglischen Kritischen Bericht mit Quellenangaben nebst Einzelanmerkungen als auch das dreisprachige Vorwort; beide sind jeweils in der Studienpartitur und ebenso in der ersten Flötenstimme abgedruckt. Aus dem Vorwort erfährt man Wissenswertes über die ersten vorsichtigen, aber erfolgreichen Schritte Strauss’ als zukünftiger Komponist, außerdem seine anfängliche Furcht vor Hans von Bülow, dem er in Meiningen seine Serenade zeigen wollte. Er habe diese zunächst als lediglich „gut gemacht und wohlklingend“ bezeichnet, vermisse darin jedoch „Phantasie und Originalität“. Später hingegen war von Bülow voll des Lobes. Ferner sind im sehr informativen Vorwort die unterschiedlich aufgenommenen Aufführungen beschrieben mit den teils wohlwollenden bis positiven Rezensionen.
Nicht erwähnt ist jedoch Strauss’ Ärger über die Darbietung seiner Serenade in einem der Berliner Bilse-Konzerte, wo er dessen Veranstalter Benjamin Bilse als „Schweinehund“ bezeichnet. „Noch nie war mir eine Aufführung so zuwider. Viel zu langsam, ich glaubte, sie schliefen alle ein, dann stimmten die Bläser absolut nicht.“ Trotz allem wird die etwa acht- bis knapp zehnminütige Serenade, von der mittlerweile zahlreiche Bearbeitungen existieren, zu Recht als „Katalysator“ für Strauss’ Karriere gesehen.
Das Notenmaterial, insbesondere die Partitur, ähnelt in Bezug auf Seitenzahl, Struktur und Aufbau der bislang gängigen Ausgabe des Wiener Verlags Universal Edition, die 1904 den Aibl’schen Verlag übernahm. Dennoch ist sie großzügiger gestaltet. So sind beispielsweise Tempobezeichnungen wie „Più animato“ nur einmal über dem Notensystem notiert und nicht gedrängt über jede einzelne Stimme.
Im Gegensatz dazu wirken auch die Stimmen moderner und übersichtlicher und sind im bekannten Henle-Format gedruckt. Die Hornstimmen sind jeweils rückseitig alternativ in F statt Es bzw. B mitgeliefert.
Werner Bodendorff