Werke von Joan Ambrosio Dalza, Johann Philipp Krieger, Nicola Matteis und anderen

Best of Lautten Compagney

Laute und Ltg. Wolfgang Katschner

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Deutsche Harmonia Mundi
erschienen in: das Orchester 04/2015 , Seite 77

Dreißig Jahre ist es her, dass sich die Lautenisten Hans Werner Apel und Wolfgang Katschner zusammensetzten und die Lautten Compagney gründeten. Das war 1984 und noch zu DDR-Zeiten. Beide studierten damals klassische Gitarre, wandten sich dann erst der Laute zu und gingen damit einen Weg, den auch manch anderer Gitarrist der 1980er Jahre einschlug. Aber wenige waren so erfolgreich wie sie. Heute zählen sie neben der Akademie für Alte Musik Berlin, die kurz vorher ebenfalls in Ost-
Berlin gegründet wurde, nicht nur zu den ältesten heute noch aktiven Ensembles für Alte Musik, sondern auch zu den international erfolgreichsten.
Im Laufe der Jahre erweiterte die Lautten Compagney ihr künstlerisches Spektrum, gründete 2002 ein eigenes Vokalensemble Capella Angelica und nahm, je nach Projekt, zusätzliche Musiker mit ins Boot. So entstanden bis heute etwa 35 CDs, vom Lautenduo bis zum Opernorchester, von Monteverdi-Opern bis Bach-Motetten. Katschner entwickelte sich zum künstlerischen Leiter und dirigiert mittlerweile auch Barockopern an deutschen Opernhäusern.
Zu den Entdeckungen des Ensembles gehört die kleine Weihnachtskantate Nun ich singe, Gott, ich knie von Johann Theile, ein zärtliches In-den-Schlaf-singen des Jesuskinds. Die Komposition befand sich im Notenarchiv der Berliner Sing-Akademie, einer wertvollen Sammlung von etwa 5000 Kompositionen, zumeist Handschriften und Autografe, vieles davon Werke der Bach-Familie. Dieses Archiv war 1943 in das damalige Schlesien verlagert worden, galt seit 1945 als verschollen und wurde 2001 von der ukrainischen Regierung der Sing-Akademie zurückgegeben.
Aber auch abseits barocker Spurensuche ist die Lautten Compagney aktiv, verschmolz auf der preisgekrönten CD Timeless von 2010 Tarquinio Merula mit dem zeitgenössischen Komponisten Philip Glass und damit Darmsaiten mit Marimbafon, Barock mit Minimal Music.
Von dieser Entwicklung und künstlerischen Vielfalt zeigt Best of Lautten Compagney mit 26 Nummern einen Querschnitt. Die Lautenbesetzung des Continuos anstelle des Cembalos fördert die Durchhörbarkeit, alles klingt rhythmisch, transparent und kreativ, mit viel Sinn für Klangfarben. Dramaturgisch ist die CD gut angelegt, stellt Einzelsätze verschiedener Komponisten suitenartig zusammen und beginnt mit einem Variationswerk Joan Ambrosio Dalzas aus der 1991 aufgenommenen Debüt-CD Amor e gratioso. Europäische Lautenmusik des 16. & 17. Jahrhunderts. Schon damals stand durch die Wahl von vier verschiedenen Renaissancelauten die klangliche Vielfalt im Vordergrund. Best of Lautten Compagney ist eine Werbung für Alte Musik und macht vor allem eines: Lust of mehr. Und davon gibt es bei der Lautten Compagney reichlich.
Jörg Jewanski