Frauke Adrians

Berlin: Tanz unterm Hakenkreuz

„Wider das Vergessen“: Künstler der Deutschen Oper erinnern an verfemte und verfolgte Kollegen

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 5/2023 , Seite 59

Julia Marcus hat Courage. Die junge Balletteuse, Schülerin der berühmten Ausdruckstänzerin Mary Wigman und seit Kurzem Mitglied der Kompanie am Berliner Städtischen Opernhaus, tanzt in einem Kabarett die Parodie eines aufstrebenden Politikers: Adolf Hitler. Nach der Machtübernahme der Nazis gehört sie zu den Ersten, die ihre Stelle am Opernhaus verlieren. Sie ist nicht nur politisch missliebig, sie ist auch jüdischer Herkunft. Weitsichtig rettet sie sich noch 1933 ins französische Exil.
An die furchtlose Tänzerin erinnerten Künstler der Deutschen Oper im Februar mit einem Tischlerei-Konzert in der Reihe „Wider das Vergessen“. Aber auch an den Theatermaler Georg Freude, der Kommunist war, und an die jüdischen Sängerinnen Beata Malkin und Wally Ofner-Tuchler. Sie wurden im nationalsozialistischen Deutschland entwürdigt und entrechtet und durften nicht mehr am Städtischen Opernhaus, dem Vorläufer der Deutschen Oper, arbeiten. Solopauker Benedikt Leithner hat die Konzertreihe „Wider das Vergessen“ ins Leben gerufen, er erforscht die Lebensläufe von Ensemblemitgliedern, die zwischen 1933 und 1945 ausgegrenzt, verfolgt, inhaftiert, ermordet wurden.

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