Peter Buske

Berlin: Klangästhetischer Sinnesrausch

Unter Leitung seines Chefdirigenten Robin Ticciati feierte das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin sein 75-jähriges Bestehen

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 02/2022 , Seite 50

Das heutige Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO) wurde einst in schwierigen Zeiten gegründet. Das viergeteilte Berlin lag in Trümmern. Doch der Hunger nicht nur nach Brot und Kartoffeln, sondern ebenso nach Musik war in allen Sektoren enorm. Und so wurde im November 1946 vom Rundfunk im amerikanischen Sektor Berlins das RIAS-Symphonie-Orchester gegründet. Zu seinem ersten Chefdirigenten wurde 1948 Ferenc Fricsay berufen, der es bis 1963 leitete. Mit seiner Umbenennung in Radio-Symphonie-Orchester Berlin organisierte sich das Orchester bereits in den 1950er Jahren als GmbH und wandelte sich von einem Studio- zu einem Konzertorchester. Es folgten sieben weitere Chefdirigenten: Lorin Maazel (1964-1975), Riccardo Chailly (1982-1989), Vladimir Ashkenazy (1989-1999), Kent Nagano (2000-2006), Ingo Metzmacher (2007-2010), Tugan Sokhiev (2012-2016) und seit 2017 Robin Ticciati.
Jeder von ihnen setzte dabei eigene Programmakzente, förderte die Ausdrucksvielfalt, die spieltechnische Perfektion, das Streben nach klanglicher Differenzierung auch von großsinfonischen Werken sowie die gemeinschaftliche Offenheit für neue und die Entdeckerfreude gegenüber unbekannter Musik. Jeder von ihnen trug oder trägt wesentlich zum internationalen Renommee des DSO bei, das seit 1993 seinen heutigen Namen trägt und zur Rundfunk-Orchester und -Chöre gGmbh Berlin (ROC) gehört. Gemeinsam entwickelten Musiker und Management neue Formate und entdeckten neue Spielstätten wie das ehemalige Heizhaus in Mitte, das Pergamonmuseum, das Tempodrom und die Neue Nationalgalerie.
Nun also feierte das Orchester mit zwei Konzerten im November in der Philharmonie sein 75-jähriges Bestehen – ebenfalls in schwierigen Zeiten. Coronabedingt und 2G-einlasskontrolliert konnte man es dicht an dicht sitzend, aber maskenbewehrt bis zum Ende genießen. Dagegen konnten sich die Musiker auf dem Podium ihrer Masken entledigen, wobei sich zwei Streicher gemeinsam wie in alten Zeiten ein Notenpult teilen durften.

 

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