Werke von Mozart, Hiller, Dancla und anderen
Bayreuth Carnaval four 4 Violin
Bayreuth-Festival-Violinquartett
Den Dienst im Bayreuther Orchestergraben stellt man sich ja gemeinhin als nicht ganz einfach vor: sommerliche Hitze, instrumental anspruchsvolle Wagner-Opern und jede Menge Proben und Aufführungen zu einer Zeit, in der der gewöhnliche Orchestermusiker seine Sommerferien genießt. Von der Bezahlung sei an dieser Stelle erst gar keine Rede. Und doch scheint der ein oder andere Musiker des Bayreuther Festspielorchesters in der gewiss knapp bemessenen Freizeit noch Lust auf mehr zu haben. Nicht mehr Wagner oder mehr Orchester, sondern wie auf dieser CD zu hören Kammermusik, und diese in einer etwas anderen Besetzung als sonst.
Die vier Geiger des Bayreuth-Festival-Violinquartetts liefern dabei keineswegs musikalische Kabinettstückchen oder seichte Unterhaltung ab. Die eingespielten Werke haben alle den Anspruch, ernsthafte Kammermusik zu sein. Entsprechend hoch ist der Anteil an Originalwerken was in Anbetracht der Tatsache, dass bereits Georg Philipp Telemann Stücke für vier Violinen ohne Bass komponierte, vielleicht gar nicht so überraschend ist. So sind also die drei am Beginn des CD-Programms stehenden Arien aus Mozarts Zauberflöte bis auf ein weiteres Stück, von dem noch die Rede sein wird, die einzigen Bearbeitungen. Die klingen allerdings ganz blitzsauber und überzeugend und wie für ein Geigenquartett gemacht. Hier hört man eben kein kleines Orchester, dem der Bass abhanden gekommen ist, sondern vier emanzipierte Stimmen, die jede für sich und als Ensemble präzise durchgestaltet sind.
Vier Violinen, gespielt von ehemaligen Mitgliedern der renommiertesten deutschen Orchester, bedeutet natürlich auch Virtuosität. Die Vorlagen dazu liefern hier Ferdinand Hiller mit einem kompakt-konzertanten Capriccio, Richard Hofmanns viersätziges Quartett, das auf etwas größerem Raum ein wenig wie Neo-Mendelssohn wirkt, und Charles Danclas beinahe unvermeidlicher und titelgebender Carnaval de Venise, bei dem die Herren des Bayreuth-Festival-Violinquartetts dann wirklich zeigen dürfen, was auf 16 Saiten an Klangfarben, Präzision und Spielfreude möglich ist.
Ulf Klausenitzer, Michael Frenzel, Bernhard Hartog und Kiichiro Mamine können aber auch Zeitgenössisches. Und dafür begeben sie sich sogar nach Japan. Während Michio Miyagis Das Meer im Frühling in der Bearbeitung für vier Violinen sehr exakt den Klang der beiden japanischen Instrumente nachahmt, für die es ursprünglich komponiert wurde (Koto und Shakuhachi), ist Toshiyuki Bambas The sky in those days
eine art musikalisches Seelengemälde. Das im Auftrag des Bayreuth-Festival-Violinquartetts entstandene Werk machen die vier Musiker im Zentrum ihres auch klangtechnisch makellosen CD-Auftritts zu einem beeindruckenden Stück Überzeugungsmusik.
Daniel Knödler