Werke von Craig Sellar Lang, William Byrd, Georg Friedrich Händel und anderen

Bavarian Brass – Jubiläums-Edition

Vier Trompeten, Orgel und Schlagwerk in einzigartigen Arrangements

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Bavarian Brass 2013
erschienen in: das Orchester 04/2014 , Seite 78

Um es salopp zu sagen: Die Jubiläums-CD zum 20-jährigen Bestehen des Ensembles Bavarian Brass erinnert ein wenig an einen Trödelladen, in dem Altes und Neues, Wertvolles, Kurioses und eher Banales einigermaßen wahllos nebeneinander aufgebaut sind. Dabei tritt die 1994 gegründete Formation in der seltenen Kombination von vier Trompeten mit Orgel und Schlagwerk auf – die im Ergebnis nicht so ungewohnt klingt, aber sehr unterschiedliche Formen von Bearbeitungen erlaubt. Originalwerke für diese Besetzung dürfte es höchstens in Form von Auftragskompositionen geben.
Die Aufnahme beginnt mit einem barock anmutenden Tuba Tune des gebürtigen Neuseeländers Craig Sellar Lang (1891-1971), gefolgt von William Byrds Earl of Oxford’s March – dann ein jäher Stilwechsel hin zu einer schwer erträglichen, larmoyanten Fassung der Händel-Arie Eternal Source of Light Divine. Es folgt eine Toccata im Stil Frescobaldis von Gaspar Cassadó, die nach kurzem Pathos etwas frischen Fugato-Wind aufkommen lässt, bevor Giulio Romano Caccinis Ave Maria (im Original eine Renaissance-Komposition) bald wieder in triefender Sentimentalität versinkt.
Dass in Léon Boëllmanns berühmter Suite Gothique plötzlich Trompeten und Pauken auftauchen, dürfte manchen Organisten grämen (die Suite gilt bisweilen als organistisches Heiligtum), doch das Arrangement von Peter Lawrence ist gar nicht so übel – und überlässt den dritten Satz „Prière à Notre Dame“ zum Glück allein der Königin der Instrumente, die von Christian Bischof virtuos und fantasiereich gespielt wird. Faurés nicht weniger berühmte Pavane op. 50 leidet unter starkem Nachhall – während in einer Bearbeitung des Finales aus Alexandre Guilmants erster Orgelsonate die Pfeifen und Instrumente glühen. Aufgenommen wurde die CD übrigens in drei verschiedenen Münchner Kirchen.
Überhaupt sind Benjamin Sebald (der auch die meisten Bearbeitungen geliefert hat und Kopf des Ensembles ist), Florian Zeh, Dominik Thoma und Volker Hemedinger ganz hervorragende Trompeter, ebenso wie Christoph Günther am Schlagwerk überzeugt. Doch am Ende der CD rutscht das Programm dann endgültig ins Karnevalistische ab: ein Jazzstück für Orgel von Zsolt Gárdonyi (geb. 1946), ein Marimbafonwerk des großen Schlagzeugers Peter Sadlo (geb. 1960), ein gefühliges Hearts in Armor von Jude Johnstone (geb. 1960) – und dann eine aberwitzige Kopplung von Vangelis’ Conquest of Paradise und Ravels Boléro, in der auch ein Backgroundchor (mit dabei übrigens Startenor Jonas Kaufmann – ist er es wirklich?) nicht fehlen darf. Na gut, Spaß macht dieser Schmachtfetzen schon. Was nichts daran ändert, dass diese Aufnahme eine rechte Wundertüte ist – man weiß nicht, was den Interpreten als Nächstes noch so alles einfällt.
Johannes Killyen