Schubert, Franz/Ernest Bloch/Giovanni Bottesini
Bassbox
Man kennt sie vor allem als viel Raum beanspruchende Gruppe auf den hinteren Rängen des Sinfonieorchesters, die Kontrabassisten, die verschworene Mannschaft hinter ihren Rieseninstrumenten, die von der Gambenfamilie abstammen. Wenn mehr als ein halbes Dutzend von ihnen so richtig loslegt, wackelt schon einmal das Podium und der satte, dunkel grundierte Sound geht direkt in den Bauch. Einen klassischen Bassisten “solo” vor dem Orchester erleben kann man jedoch nur recht selten, vielleicht wenn einmal ein Konzert von Giovanni Bottesini auf dem Programm steht. Das passiert leider recht selten. Im Jazzkeller sind Kontrabassisten natürlich allgegenwärtig, zupfenderweise.
Solistisch agierende Kontrabassisten mit Bogen bewegen sich in einer kleinen Nische. Wer sich über ihre imponierende, zum Teil haarsträubende Kunstfertigkeit informieren möchte, kann auf eine stattliche Zahl von Aufnahmen zurückgreifen. Dabei kommt man zuweilen aus dem Staunen nicht mehr heraus, was auf dem Instrument alles möglich ist, wenn ein echter Könner zu Werke geht.
Ein Könner ist auch Dominik Greger, der sich u.a. bei renommierten Kontrabassisten wie Wolfgang Güttler und Klaus Stoll perfektionierte. Er war Solokontrabassist der Staatskapelle Dresden und des RSO Berlin. Seit 2009 ist er Professor an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar und immer wieder auch als Solist unterwegs. Mit seinem Klavierpartner Thomas Steinhöfel hat er Bearbeitungen von Schuberts Arpeggione-Sonate und Ernest Blochs Méditation Hébraïque sowie Bottesinis Introduktion und Variationen über Il Carnevale di Venezia eingespielt. Natürlich ist man geneigt, hier Vergleiche mit Bratschisten, Cellisten oder sogar Geigern anzustellen, wenn ein Kontrabassist sich Literatur vornimmt, die eigentlich nicht für sein großes Instrument gedacht ist.
Doch sollte man sich als Hörer einem solchen Projekt unbefangen nähern und auf das ganz Spezifische dieses Instruments hören und sich davon gefangen nehmen lassen. Von Klangfarbe und Charakter des Kontrabasses zum Beispiel, wie er brummt und birst, und von der regelrechten Komik, die da manchmal ins Spiel kommt. Wie katzengewandt und akrobatisch ein Kontrabassvirtuose wie Dominik Greger den Bogen führt und wie er mit der Linken die weiten Wege auf dem breiten Griffbrett widerstandslos zurücklegt, das vermag zu beeindrucken, auch wenn man dem Spieler nicht dabei zuschauen kann.
Greger meistert dieses technisch wie gestalterisch gleichermaßen anspruchsvolle Programm mit manueller Leichtigkeit und natürlich fundierter Musikalität. Was alles auf seinem Instrument technisch möglich ist, kann man besonders bei Bottesini erfahren, dem “Paganini des Kontrabasses” im 19. Jahrhundert. Insgesamt ist hier eine schöne, niveauvolle Aufnahme gelungen, an der durchaus nicht nur Spezialisten ihre Freude haben dürften.
Norbert Hornig