Luck, Harry

Bamberger Hörnla

Franken Krimi

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Emons, Köln 2015
erschienen in: das Orchester 07-08/2015 , Seite 66

Der erfahrene Journalist und Buchautor Harry Luck ist bereits mit zahlreichen Regional-Krimis hervorgetreten. Nach Titeln wie Der Isarbulle, Schwarzgeld. Ein Starnberg-Krimi oder Wiesn Feuer. Oktoberfest-Krimi hat Luck nach seinem Umzug von München nach Bamberg nun auch seine neue Heimat in einem Franken-Krimi porträtiert. Überregionale Beachtung im deutschen Feuilleton fand Harry Luck jedoch durch sein Sachbuch Wie spießig ist das denn?, in dem er auf unterhaltsame Art eine Lanze bricht für den sich aktuellen Moden mutig widersetzenden Spießer.
In seinem neuesten Krimi Bamberger Hörnla weiß Harry Luck seine Begeisterung fürs Spießertum gekonnt mit der Krimihandlung zu verbinden: Sein Kriminalhauptkommissar Horst Müller ist ein Spießer, wie er im Buche steht. Er trägt graue Anzüge, liebt Filterkaffee und verwendet Stofftaschentücher. Und auch im aktuellen Mordfall im beschaulichen Bamberg spielen Gartenzwerge, das Symbol für den deutschen Spießer schlechthin, eine entscheidende Rolle – auch wenn sie diesmal alle geköpft in Erscheinung treten…
Bei den Mordopfern handelt es sich um die Solofagottistin und den Solohornisten der Bamberger Symphoniker. (Ähnlichkeiten mit realen Personen sind selbstverständlich rein zufällig…) Und schon sind wir mittendrin im Haifischbecken Orchester, in dem es kräftig rumort, menschelt, kriselt, vögelt. (Ähnlichkeiten mit realen Orchestern sind selbstverständlich rein zufällig…)
Der Journalist Harry Luck hat viel und gut recherchiert. Er kennt sich aus im Kosmos Orchester und weiß seine Stadt Bamberg mit viel Lokalkolorit in Szene zu setzen. Dem Krimiautor Harry Luck hingegen gelingt es nicht immer ganz reibungslos, sein Wissen auch sprachlich gekonnt an den Leser und die Leserin zu bringen. Wenn beispielsweise in einem längeren Dialog des Kommissars mit der Konzertmeisterin recht ausführlich die Eigenarten von TVK, Dienstplänen, Sonderzulagen für das Spielen einer Okarina oder Vetorecht des GMD bei Neubesetzung einer Orchesterposition erörtert werden, drängt sich der Eindruck auf, dass hier der Journalist über den Autor triumphiert und stolz sein neu erworbenes Wissen preisgibt.
Nach der Lektüre kennen wir ausführlich die Geschichte des Gartenzwergs, haben – allerdings recht klischeehafte – Einblicke ins Orchesterleben erhalten, wissen, wo wir uns über die Herstellung von Zyankali informieren können, und auch, dass Bamberger Hörnla nur mit echter Butter hergestellt werden dürfen. Nebenbei wurden auch noch zwei Mordfälle gelöst. Und das alles liest sich recht unterhaltsam.
Ein Muss für alle Bamberger Symphoniker und ihre Fans, ein Vergnügen für alle Spießer, die schon immer wussten, dass neumodische koffeinhaltige Getränke wie Latte macchiato oder Cappuccino einem echten Filterkaffee nicht das Pulver reichen können.
Rüdiger Behschnitt