Bach, Johann Sebastian

Bach for Saxophone

3 Partiten für Saxophon solo, bearb. von Raaf Hekkema

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2014
erschienen in: das Orchester 03/2015 , Seite 71

Saxofon und Bach war bis vor wenigen Jahren nicht unbedingt jedermanns Sache. Doch inzwischen ist dies glücklicherweise anders: Insbesondere in manchen Kirchenkonzerten verschmelzen goldene Saxofonklänge mit denen der Orgel. Beide gingen stets eine harmonische Ehe ein, die überzeugten Zuhörer zeigten sich begeistert ob der neuen Klangqualität. Sätze aus bekannten Stücken werden nicht mehr nur mit Trompete, Oboe oder Flöte geblasen, sondern auch immer mehr mit jenem Instrument, dessen Erbauer erst jüngst im November mit seinem 200. Geburtstag aufwartete. Zunächst verächtlich als „Blechklarinette“ bezeichnet, trat es bald in Militärkapellen, französischen Opernhäusern und verrauchten Jazzschuppen, Ende des vorigen Jahrhunderts endlich auch in Kirchen seinen Siegeszug an. Und wenn Bachs geistliche Musik gut klingt, warum soll nicht auch seine weltliche bzw. instrumentale Musik bestens auf dem Saxofon tönen? Außerdem waren barocke Komponisten bekanntlich nicht unbedingt auf ein bestimmtes Instrument fixiert.
Der Saxofonist Raaf Hekkema gab nun jüngst die drei Solo-Partiten für Violine BWV 1002, 1004 und 1006 eigens für das Saxofon heraus. Für ihn selbst sind sie ein „unverzichtbares Material für den Saxophonisten“. Er hatte die Musik Bachs mit ganz anderen Augen kennen gelernt, als er dessen Musik übte, sah sie „als guten Start in den Tag“. Bald wurde sie zu einem „festen Bestandteil“ seines täglichen Repertoires. Hekkema arrangierte sie für bestimmte Formationen und erkannte schließlich, dass Bachs Musik „nicht aus dem Nichts entstanden war“, sondern eingebunden ist im historischen Kontext.
Auch Hekkemas Erfahrung mit den Werken von Paganini erleichterte ihm das Arrangieren weiterer Violinmusik für das Saxofon. Nachdem er 2012 für seinen eigenen Gebrauch alle Soloarrangements von Bach angehört hatte, war Hekkema klar, dass er nun auch die berühmte und schwierige Chaconne umschreiben müsse. Beim neugierigen Blick auf Seite 22, wo die acht Seiten zählende Chaconne beginnt, stockt indes dem Spieler erst einmal der Atem, eine lähmende Balkenphobie bemächtigt sich der Spielfreude. So stellt sie sich nicht nur musikalisch als eine kaum gekannte Herausforderung dar, sondern ist auch technisch an der Grenze der Unspielbarkeit, sodass man mit der Chaconne nicht unbedingt beginnt, sondern sich diese eher für den Schluss – als Krönung – aufspart. Auch das für einige Takte unterbrochene f-Moll (klingend as-Moll gegenüber dem originalen d-Moll) trägt nicht unbedingt zur Vereinfachung bei. Der Verweis auf Paganini ist hier durchaus passend.
Die Werke wurden zwar an die spielerischen Möglichkeiten angepasst und für alle Saxofone spielbar gemacht, doch ist beispielsweise der Tonumfang nach oben für ein herkömmliches Saxofon manchmal unerreichbar. So geht die relativ angenehm zu spielende erste Partita in d-Moll über den normalen Tonumfang über das dreigestrichene f hinaus; besagte Chaconne verlangt Flageolett-Töne bis zum dreigestrichenen b.
Werner Bodendorff