Smetana, Bedrich
Aus meinem Leben. Streichquartett Nr. 1 e-Moll / Streichquartett Nr. 2 d-Moll
jeweils Studienpartitur/Stimmensatz
Der Verlag Editio Bärenreiter Praha brachte jüngst eine Neuausgabe von Studienpartitur und Stimmensatz der beiden einzigen Streichquartette Bedrich Smetanas auf den Weg. Dabei handelt es sich in Bezug auf die Studienpartitur um Einzelausgaben der wissenschaftlich-kritischen Studienausgabe seiner Werke, Band XV, Kammermusikwerke, aus dem Jahr 1977, für welche Frantiek Barto, Josef Plavec und Karel olc als Herausgeber verantwortlich zeichneten. Veröffentlicht hatte die Studienausgabe das Bedrich-Smetana-Museum in Verbindung mit dem Musikverlag Supraphon.
Marta Ottlová als Betreuerin der neuen Ausgabe erläutert nun im dreisprachigen Vorwort den biografischen Sachverhalt um die Entstehung der beiden Streichquartette in fachkundiger wie erschöpfender Weise. Wer sich als Partiturenleser für mehr Details, Auskünfte über die Quellenlage sowie näher für die Einzelanmerkungen interessiert, wird auf die wissenschaftlich-kritische Gesamtausgabe verwiesen. In Summa bleiben also für den normalen Benutzer der Partituren so gut wie keine Wünsche offen.
Das Stimmenmaterial der Vorgängerausgabe hielt offenbar den heutigen Anforderungen nach gut les- und spielbaren Noten nicht mehr stand. Das neue Schriftbild bzw. die Notentype der Stimmenausgabe ist offener, den spieltechnischen Erfordernissen bestens angepasst und wirkt insgesamt gesehen moderner. Das gleiche gilt für die dynamischen Zeichen, Artikulation und Akzidentien.
Dennoch wäre manche Information oder kleiner Hinweis auch für den wissenshungrigen Streichquartettspieler wichtig gewesen: So wird nicht immer klar, warum unnötigerweise einige Vortragsbezeichnungen kursiv, andere gerade gedruckt wurden, wie beispielsweise im II. Satz des e-Moll-Werks in der Violine 1, T. 133 und T. 135. Diese folgen zwar ziemlich genau, jedoch leider nur relativ unreflektiert und unkritisch den Vorgaben der Partitur, jedoch erweisen sie sich für den Praktiker als eher verwirrend. Bei dem einen oder anderen im Autograf von Smetana vergessenen a tempo oder Artikulationszeichen sind die vom einstigen Herausgeber behutsam in die Partitur mit eckiger Klammer versehenen Staccato-Punkte in den Stimmen auch ohne diese Klammer als für den praktischen Gebrauch selbstverständliche und unmissverständliche Herausgeberzutat notiert worden.
Ohne Zusatzinformationen wird außerdem nicht klar, ob es sich bei dem Piano-Zeichen, das im ersten Satz des ersten Streichquartetts in der Violine 1 bereits in Takt 50 erscheint, in der Partitur dieses jedoch erst in Takt 51 notiert ist, um eine Korrektur aus dem Autograf, um eine aktuelle Herausgeberzutat oder ob es sich im schlimmsten Fall um einen schlichten Druckfehler handelt. Nicht immer ganz genau und gewissenhaft sind die dynamischen Zeichen bei der Endredaktion durchgesehen worden, da doch einige dieser Hinweise verrutscht sind oder schlicht fehlen wie das sf in der 1. Violine, Takte 50 und 51 im III. Satz des ersten Quartetts.
Werner Bodendorff