Gustav Mahler

Auferstehung

Sinfonie Nr. 2 c-Moll nach der Bearbeitung für Klavier zu vier Händen von Bruno Walter (1894). Gregor Meyer (Klavier und Choreinstudierung), Walter Zoller (Klavier), Annika Steinbach (Sopran), Henriette Gödde (Alt), Emanuel Mütze (Trompete), GewandhausChor, Ltd. Frank-Steffen Elster

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Geniun
erschienen in: das Orchester 10/2023 , Seite 68

Die Idee zu diesem Projekt wurde in Corona-Zeiten geboren. Sie stammt von Gregor Meyer, dem Leiter des GewandhausChores, und dem Leipziger Pianisten und Korrepetitor Walter Zoller. Gustav Mahlers zweite Sinfonie sollte vierhändig auf dem Klavier gespielt werden, mit Chor und zwei Solistinnen. Diese „coronakonforme“ Fassung erlebte mehrere begeistert aufgenommene Live-Aufführungen. Doch auch auf der heimischen Hifi-Anlage funktioniert sie wunderbar. Die Musik entfaltet in der eingespielten vierhändigen Klavierbearbeitung des Dirigenten und Mahler-Freundes Bruno Walter eine bemerkenswerte Qualität. Das liegt vor allem an der feinfühligen und gleichsam kraftvollen Interpretation der Pianisten Meyer und Walter. Ihr Klavierspiel verdeutlicht die Struktur dieser 1895 in Berlin uraufgeführten Sinfonie fast noch besser, als es ein Orchester vermag. Walter erstellte seinen Klavierauszug auf Wunsch der Universal Edition und sicher auch Mahlers, der zahlreiche Anmerkungen in Walters Manuskript hinterließ.
Ersteingespielt wurde Walters Klavierauszug, der im Original keine Singstimmen vorsieht, im Jahr 2013 bei Naxos. Nicht zu verwechseln ist er mit dem von Hermann Behn erstellten Klavierauszug der Sinfonie für zwei Klaviere (auf CD erschienen 2008 bei Musicaphon). Mahler hing zeitlebens an seiner Zweiten, denn sie war sein erster großer Erfolg als Komponist. Zur Entstehungszeit arbeitete er noch als Erster Kapellmeister am Stadttheater in Hamburg, der zweitgrößten Stadt des Deutschen Reichs. In seinem auch „Auferstehungssinfonie“ genannten Werk wandelt er auf den Spuren von Beethovens Neunter. In der vorliegenden Aufnahme bereichern Vokalstimmen Walters Klavierauszug, der zum Studium der Musik gedacht war und heute historischen Wert hat. Denn Mahler hat die Zweite später mehrfach revidiert.
Auf der Leipziger Aufnahme singt Henriette Gödde (Alt) das Urlicht bemerkenswert klar, fast wie ein romantisches Klavierlied. Im großformatigen Schlusssatz der Sinfonie hört man neben dem Chor und den beiden Solistinnen übrigens auch noch Flügelhorn und Trompete. In Walters Klavierauszug sind sie ebenfalls nicht vorgesehen, bieten aber einen willkommenen Effekt. Gespielt werden sie von Emanuel Mütze, dem Solo-Trompeter im Sorbischen National-Ensemble in Bautzen. Der mit 46 Stimmen besetzte und von Frank-Steffen Elster dirigierte GewandhausChor hat gerade noch die Größe, um schlank singen zu können. Sein Klang schwebt gut im Raum. Gelungen auch der Auftritt der Sopranistin Annika Steinbach im Finale. Die peu à peu im Mendelssohn-Saal und im Großen Saal des Leipziger Gewandhauses zwischen Dezember 2021 und Mai 2022 entstandene Aufnahme klingt rund und wohl ausbalanciert.
Matthias Corvin

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