Kenichi Nishizawa

Aubade

op. 102 für Oboe d’amore und Klavier / für Fagott und Klavier / für Englischhorn und Klavier, Partitur und Stimme

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hofmeister
erschienen in: das Orchester 01/2021 , Seite 68

Die Trennung der Liebenden bei Tagesanbruch, der Gesang des Troubadours. Selbst als Interpretin möchte man gerne bleiben. Eine fließende Kantilene, mehrmals wiederkehrend, immer leicht variiert, eingebettet in schöne Klänge, erfüllt von Wärme und Eleganz.
Der Urheber, Kenichi Nishizawa, Jahrgang 1978, stammt aus Tokio. Er gilt als Autodidakt. Mit 15 Jahren begann er mit dem Klavierspiel und unterrichtete sich selbst in Komposition. Auf einem Konservatorium verbrachte er nur ein Jahr. Sein OEuvre umfasst heute über 100 Titel, neben einer Sinfonie (2013 uraufgeführt) und einer Oper (2017 uraufgeführt) überwiegend Kammermusik, Solostücke und Musik für ein Instrument mit Klavier. Für mehrere seiner Werke erhielt er in Japan Kompositionspreise.
Die vorliegende Aubade wurde im Hofmeister-Musikverlag veröffentlicht. Sie entstand inspiriert von Saint-Saëns’ Oboensonate, zunächst in der Fassung für Oboe d’amore und Klavier. Dieser folgte eine transponierte für Fagott und eine weitere für Englischhorn und Klavier. Je nach Instrument geht sie von Fis-, F- oder D-Dur aus.
Aubade – ein Morgenständchen, das, wie der Komponist schreibt, den glutroten und violetten Himmel des ersten Sonnenaufgangs des Jahres widerspiegelt. Er hat es für sein Neujahrskonzert 2018 komponiert, bei dem er selbst den Klavierpart innehatte. Der Bläserpart bewegt sich jeweils entspannt in bequemer, mittlerer Tonlage. Große Melodiebögen werden wunderbar von impressionistischen Klavierklängen getragen und fließen in überraschende Harmonien, die die beiden Instrumente ineinander verschmelzen lassen.
Hochwertiges Papier, angenehm zu lesender Notensatz und dank der Verwendung einer Doppelseite bei der Melodiestimme nicht geblättert werden muss, fördern das Vergnügen beim Spielen. Ebenso dankbar angenommen wird das Vorwort vom Komponisten, in dem mehr über ihn selbst zu erfahren ist. Die Homepage des Verlags erlaubt einen Blick auf die erste Seite des Klavierauszugs. Als Schwierigkeitsgrad gibt der Verlag mittelschwer / schwer an, was mit „nicht virtuos doch anspruchsvoll“ umschrieben werden könnte.
Die Musik dauert knappe fünf Minuten und wirkt wie eine kurze Meditation. In ihrer Form stellt sie eine Bereicherung der Doppelrohrblatt-Literatur dar. Sie eignet sich sehr gut als Nebenwerk innerhalb eines Konzertprogramms, als ruhige Zugabe oder als Beitrag zu einer außermusikalischen Veranstaltung.
Annette Winker