Klaus G. Werner/Wolfgang Mechsner
Andreas Romberg. Thematisch-bibliographisches Werkverzeichnis (ARWV)
Ausgewählte Werke, Serie III, Band 2
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hätte es im Deutschen Reich sicher keinen Musikliebhaber gegeben, der den Namen Andreas Romberg (1767-1821) nicht gekannt hätte – so populär ist speziell seine Vertonung von Friedrich Schillers Lied von der Glocke gewesen. Diese Kantate dürfte in der Monarchie sogar das meist aufgeführte Werk gewesen sein. Inzwischen aber ist es, wie der Komponist selbst, beinahe vergessen.
Erst in den letzten Jahren erinnert man nicht nur an Rombergs musikalischen „Dauerbrenner“, sondern auch an sein weiteres Schaffen. Im Florian Noetzel Verlag erschien nämlich zwischen 2001 und 2021 eine umfangreiche Teilausgabe seiner Werke, gegliedert in drei Serien: Orchester- und Chorwerke, Dokumente einschließlich des hier besprochenen Werkverzeichnisses sowie 103 Beihefte.
Das Werkverzeichnis dokumentiert in etwas mehr als 270 Nummern Rombergs Œuvre vollständig, und weil sich darunter auch Sammlungen befinden (etwa Liederhefte), ist die Zahl seiner Kompositionen noch größer. Diese schließen nahezu alle damals gängigen musikalischen Gattungen ein: Opern, weltliche und geistliche Chöre, Lieder sowie Sinfonien, Ouvertüren und Kammermusik. Nur Oratorien und erstaunlicherweise Werke für das damals populärste Instrument, das Klavier, fehlen.
Genau genommen handelt es sich bei der vorliegenden Publikation um ein systematisch-chronologisches Verzeichnis, das zunächst nach den Gattungen gegliedert ist – gegebenenfalls in der Reihe der Opuszahlen, worauf sich in jeder Abteilung und dann in zeitlicher Folge die veröffentlichten und gedruckten Werke anschließen. In gleicher Struktur sind die verschollenen Kompositionen angehängt.
Alle Einträge enthalten die erforderlichen Informationen: Besetzung, Notenincipits (auch einzelner Sätze), die Übereinstimmung mit Rombergs eigenen, 1810 beziehungsweise 1821 angefertigten Verzeichnissen, den Fundort der Autografen, Erst-, Folge- und Neuausgaben sowie die oftmals zahlreichen Bearbeitungen und noch mehr. Nur in der Vokalmusik fehlen fast immer die Vornamen der Dichter, was bei den damaligen Modepoeten ziemlich unangenehm ist.
Scheinbar vollständig schließen sich die üblichen Verzeichnisse an: eine Übersicht nach Gattungen, die in diesem Fall wünschenswerte Konkordanz mit einer umfassenden, früher erschienenen Bibliografie (Kurt Stephenson, Hamburg 1938), eine Opuszahlenliste, die alphabetische Aufstellung der Textanfänge und der Widmungsempfänger sowie naheliegenderweise eine Übersicht des aktuellen Editionsplans. Dass aber die für die Forschung unentbehrlichen Dichter- und Personenregister fehlen, ist unentschuldbar!
Zweifelsohne handelt es sich beim vorliegenden Band um eine verdienstvolle Arbeit, welcher aber jener unbegreifliche Makel anhaftet – ein Makel, den man hätte vermeiden müssen.
Georg Günther