Werke von Saint-Saëns, Henze, Mikheev und anderen

Ambarabà

Sixty1strings (Ekaterina Solovey, Mandoline; Negin Habibi, Gitarre; Konstanze Kuß, Harfe)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 20694
erschienen in: das Orchester 10/2020 , Seite 77

„Sixty1strings – eine Mandoline, eine Gitarre, eine Harfe – drei Frauen, 61 Saiten. Nicht mehr und nicht weniger braucht es, um eine neue musikalische Welt zu erschließen …“, so zu lesen in einem Werbetext des Trios, das 2020 seine erste CD veröffentlichte. Außer einem Originalstück in dieser Besetzung von Hans Werner Henze, was auch ihre Trio-Gründung 2013 veranlasste, spielen die drei Künstlerinnen eigens erstellte Transkriptionen. Be- dauerlicherweise wurden die neun zumeist unbekannten Stücke in dem zweisprachigen Booklet (Texte: Negin Habibi ) nicht chronologisch besprochen. Das würde jedoch zum besseren Kennenlernen dieser Klangkombination beitragen.
Zuerst hören wir aus Saint- Saëns’ Zyklus “Karneval der Tiere” eine Bearbeitung des Satzes „Aquarium“. Insgesamt entsteht für den Höreinstieg ein musikalisch unpassender Eindruck – etwa durch die Mandolinentremolos, während die Harfensoli zum Erkennen des Stücks beitragen. Es folgt Henzes Trio “Carillon”, “Rézitatif”, “Masque”. Hier begeistert die musikalische Ausschöpfung dieser Klangwelt, u.a. die Gitarrensoli im Carillon – sehr gut gespielt von Negin Habibi. Ekaterina Solovey präsentiert ein dreisätziges Mandolinensolo aus “Seven Character Pieces” von Boris Mikheev. Sie überträgt hier, sehr gut gespielt, den Originalpart von der russischen Domra auf ihr Instrument.
Als nächstes erklingt von Ginastera das Klavierstück “Danzas argentinas op. 2”. Den lateinamerikanischen Charakter vermag das Trio in seiner Transkription gut umzusetzen. Es folgen “Danse Sacrée” und “Dance profane” von Debussy für Harfe und Streicher, ein Repertoirestück schlechthin. Konstanze Kuß spielt hier eine von ihr erstellte Bearbeitung mit begleitender Mandoline und Gitarre. Diese Transkription lässt stilistisch und klanglich Wünsche offen. Hinzu kommt, dass die musikalische und die technische Wiedergabe nicht überzeugen, allenfalls die gute Klangqualität.
Hingegen begeistert Rodrigos Gitarrenstück “Un tiempo fue Itálica famosa”. Bravourös spielt Habibi dieses Werk. Auch die nachfolgende Bearbeitung des Stücks “Hable con ella” von Alberto Iglesias für Gitarre und Orchester gefällt. Die spanische Musiktradition kommt in dieser Triowiedergabe gut zum Ausdruck. Dagegen verfehlt das Trio in der folgenden Adaption des Satzes „Laideronnette, impératrice des pagodes“ aus Ravels Suite “Ma mére l‘oye” den passenden musikalischen Stil dieses so populären Stücks. Zum Schluss erklingt Walter Fähndrichs “Ambarabà”, original für Synthesizer komponiert und womöglich nicht wirklich geeignet für eine Transkription? Der Eindruck eines musikalischen Durcheinanders und Einerleis ist unvermeidbar und mindert die Hörfreude.
Meine Empfehlung an das Trio wäre, die positive Experimentier- und Musizierfreudigkeit für die weiteren Aktivitäten so umzusetzen, dass ein ungetrübtes Hörerlebnis in jeder Hinsicht Bestand haben kann.

Marion Hofmann