Roland H. Dippel
Altenburg Gera: Temperamentvoll und verspielt
Das 3. Philharmonische Konzert des Philharmonischen Orchesters Altenburg Gera mit seiner neuen Solocellistin Seo Young Lee
Ruben Gazarian, der zwischen den beiden Lockdowns nach Berufungen zum Chefdirigent des Georgischen Kammerorchesters (2015-2020) und zum Künstlerischen Leiter des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn (2002-2018) als GMD des Philharmonischen Orchesters Altenburg Gera nach Ostthüringen kam, ist in seinem neuen Wirkungskreis kein Unbekannter. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Erster Konzertmeister des Westsächsischen Symphonieorchesters (1993-1998) – heute Leipziger Symphonieorchester – wurde der 1971 in Jerewan geborene Armenier 1999 dessen Chefdirigent.
In den seit Jahren aufgrund ihrer spannenden Programmgestaltung überregional beachteten Philharmonischen Konzerten des Philharmonischen Orchesters Altenburg Gera setzt Gazarian zwei Konzeptanliegen seines Amtsvorgängers Laurent Wagner fort. Das eine ist die Verankerung der Konzertprogramme in spartenübergreifende Themenzyklen und die oftmals ungewöhnliche Zusammenstellung besonderer Werke. Zum anderen treten weiterhin Orchestermusiker mit herausfordernden Soloparts auf das Podium des Konzertsaals im Theaterhaus Gera und, bis die umfangreiche Sanierung des Theaters Altenburg abgeschlossen ist, im Theaterzelt.
Für dieses Konzept wurde das dritte Philharmonische Konzert im November exemplarisch. Das aufgrund der Hygienekonzepte locker im Saal verteilte Publikum erlebte mit insgesamt drei Werken von Mieczysław Weinberg und Paul Hindemith temperamentvoll bewegte, aber keineswegs einfache Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Vor allem die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Weinberg ist bemerkenswert. Vorausgegangen waren eine Aufführung von dessen sechster Sinfonie mit CD-Einspielung sowie eine Produktion von Weinbergs Oper Die Passagierin, für deren konzentrierte Eindringlichkeit man Generalintendant und Regisseur Kay Kuntze für den Theaterpreis Der Faust nominiert hatte. Mit Weinbergs Cellokonzert c-Moll op. 43 stellte sich nun die gleichzeitig mit Gazarian in das Orchester gekommene Solocellistin Seo Young Lee vor, die zuvor von 2016 bis 2018 Solocellistin beim Sinfonieorchester Göttingen war.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2022.