Venezolanische Folklore

Alma Llanera Soul of the Plains

Venezuelan Music, Sächsische Bläserphilharmonie, Alma Llanera Quintet, Ltg. Thomas Clamor

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 15358
erschienen in: das Orchester 11/2015 , Seite 86

Denkt man als Musikfreund an Venezuela, fallen einem Gustavo Dudamel ein und Gabriela Montero, aber auch das bekannte Tico-tico, das Lied vom Spatzen im Heuhaufen, das von dort stammt. Thomas Clamor, der Trompete und Schlagzeug studiert hat, Mitglied der Berliner Philharmoniker war, seit Langem weltweit tätiger Dirigent ist und einzigartiger Förderer des symphonischen Blasorchesters, hat dort im Rahmen des in den 1970er Jahren von José Antonio Abreu ins Leben gerufenen „Sistema“ das Venezuelan Brass Ensemble als eine solche Bläserphilharmonie gegründet, die nicht nur beim Tag der Deutschen Einheit in der Deutschen Botschaft in Caracas auftritt, sondern inzwischen auch international erfolgreich ist. Aus der Fülle dessen, was Clamor in Venezuela erlebt und erarbeitet, präsentiert er auf dieser CD eine Anthologie mit seiner Sächsischen Bläserphilharmonie, die uns schon einmal mit begeisternden Ohrwurm-Interpretationen begegnet ist (siehe das Orchester 2/2012, S. 79).
Mit sechzehn Stücken aus der venezolanischen Folklore lässt er uns spüren, dass trotz der beklemmend schlimmen Lebensumstände in diesem großen Land zwischen Urwald und Meeresküste auch andere Seelenkräfte wirken. Das Kaleidoskop der vor allem rhythmisch mitreißenden, aber auch melancholisch verträumten Melodien changiert zwischen großem Blasorchestersound und dem mit Venezolanern original besetztem Alma Llera Quintet mit landestypischen Instrumenten, in etlichen Bearbeitungen ergänzt durch solistisch eingesetzte Trompete, Posaune und Klarinette. Daraus entsteht ein herrlich farbenreiches Gemälde, dessen Bestandteile im kundig formulierten Booklettext bildhaft beschrieben werden.
Mit einem Medley Calipsos beginnt der Melodiereigen, es folgen Congas und andere Tänze in verschiedenster Besetzung, ein Fandango, ein Fandanguillo und zum Schluss noch die inoffizielle Nationalhymne des Landes im opulenten Blasorchesterklang. Damit erklärt sich auch der Titel der CD; denn dieses Alma Llanera, Seele der Savannen, ist als Jororpo ein Volkstanz, der alles an Trauer, an Sehnsucht und an Träumen Venezuelas beschwört. Zuvor aber hat uns ein fulminantes Blasorchester-Tico-tico noch einmal lebensfroh durcheinandergewirbelt!
Diether Steppuhn

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