Zulauf, Jochen
Aktivierendes Kulturmanagement
Handbuch Organisationsentwicklung und Qualitätsmanagement für Kulturbetriebe
Die klassischen Kulturbetriebe sehen sich in den vergangenen Jahren immer größeren Herausforderungen ausgesetzt: stagnierende oder sinkende öffentliche Zuschüsse, verstärkte Konkurrenz zu anderen Kultur- und Freizeitanbietern, verändertes Nutzungsverhalten von Besuchern. Wie können, sollen und müssen Kulturbetriebe angemessen und strategisch auf diese und weitere Fragen und Problemstellungen reagieren?
In ersten Teil des Buchs analysiert Jochen Zulauf den aktuellen Handlungsbedarf für die Kulturbetriebe und beschreibt die Neuausrichtung der Kulturpolitik der jüngsten Vergangenheit. Die Hochkultur befinde sich inzwischen im Warenkorb der Erlebnisgesellschaft und müsse daher neue Antworten auf die Frage nach ihrer gesellschaftlichen Legitimation finden. Schwerpunkte werden gesetzt bei der notwendigen Orientierung von Kulturangeboten an der Generation der Babyboomer, der Publikumsbindung von Anfang an (Kultur für das Publikum von morgen) und der Integration von Migranten durch und in die Hochkultur. Die Programmatik des Kulturbetriebs werde letztlich durch den Dreiklang von Kulturauftrag, Besucherinteresse und ästhetischer Mission bestimmt.
Um auf diese Veränderungen besser und flexibler reagieren zu können, stellt der Autor zu Beginn des zweiten Teils die Frage, wie sich ein Kulturbetrieb neu organisieren müsse, um morgen noch existieren zu
können (Grundlagen, Strategien und Zielsetzungen). Erforderlich sei vor allem ein tief greifender Organisationswandel, der von allen Mitarbeitern mitgetragen werden müsse. Dies funktioniere aber nur durch eine entsprechende Organisationsentwicklung. Diese wiederum sei untrennbar mit dem Qualitätsmanagement verbunden.
Im dritten und umfangreichsten Teil des Buchs geht es anhand konkreter Beispiele ans Eingemachte: Wie kann ein Qualitätsmanagement für Kulturbetriebe (KQM) in der Praxis aussehen? Am Beispiel des insoweit (mal wieder) führenden Museumsbereichs wird die Definition und Entwicklung von Qualitätsmaßstäben und ihre Übertragbarkeit und Anwendung im Kulturbereich erläutert. Wie sind einzelne Befähigerkriterien, wie Führung, Mitarbeiter, Strategie etc., aber auch Ergebniskriterien, bezogen auf die Mitarbeiter, die Kunden, die Gesellschaft zu gewichten, in der Praxis einzusetzen und zu steuern? Oder anders gefragt: Wie lässt sich Qualität jenseits der Zahlen und Einspielergebnisse nicht nur dokumentieren, sondern auch steuern und entwickeln? Eine wichtige Rolle auf dem Weg zu Qualitätsmanagement kommt der Entwicklung eines Leitbildes zu: Wo kommen wir her? Was wollen wir? Wo wollen wir hin? Wo arbeiten wir? Wie arbeiten wir? Was können wir?
Das Buch ist sehr angenehm und überraschend leicht zu lesen. Es ist ein echtes Handbuch, das für jeden verantwortlichen Kulturbetrieb zahlreiche wertvolle Anregungen zur Organisationsentwicklung durch Qualitätsmanagement enthält und daher uneingeschränkt zu empfehlen ist.
Gerald Mertens