Werke von Cesar Bresgen, Mauro Giuliani, Alfred Uhl und anderen
Accento Austria
Elisabeth Möst (Flöte), Maroje Brcic (Gitarre)
Sie kennen sicher das Gefühl der tiefen Entspannung, des inneren Weitwerdens (und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus), das einen erfüllt, befindet man sich beispielsweise in freier Natur? Solch ein Gefühl stellt sich mitunter auch beim Hören oder Musizieren bestimmter Musik ein. Woran liegt das?
Bei der in diesem Fall verantwortlichen CD liegt es weniger an den überwiegend schönen ausgewählten Kompositionen als an dem ganz selbstverständlichen Fluss des Flötentons, den Elisabeth Möst im ureigensten Sinne organisch fließen lässt und der niemals forciert oder manieriert wirkt, sondern stets so, als gebe es nur genau diese und genau deswegen richtige Möglichkeit der Interpretation. Und es liegt auch an dem ebenso traumwandlerisch richtig wirkenden Spiel ihres Gitarrenpartners Maroje Brcic, das mit der Flöte eine geradezu symbiotische Beziehung einzugehen scheint. So muss es sein, fühlt man beim Hören, ohne dass hier belehrend Überzeugungsarbeit geleistet wird.
Diese findet auf einem anderen Gebiet statt; Möst und Brcic haben sich eher selten zu hörende Komponisten für ihre neue CD ausgesucht: Cesar Bresgen, Mauro Giuliani, Alfred Uhl, Jan Truhlár und Leonardo de Call. Ohne an dieser Stelle in die teilweise sehr interessanten Kontexte und Rezeptionsgeschichten der Genannten einzutauchen (das können Sie wunderbar im sehr lesbaren Booklet von Christian Heindl tun), drängt sich beim Hören der Gedanke auf, dass insbesondere Bresgen, Uhl und Truhlár wirklich öfter gespielt werden sollten. Allen dreien, so unterschiedlich sie in ihrem Kompositionsstil doch sind, ist eine in dieser Instrumentenkombination authentische Organik eigen, die fernab eines sinnbefreiten Virtuosentums Zeit behutsam und fein faszinierend erleben lässt. Elisabeth Möst webt mit ihrem warmen, eher holzigen Ton einen wunderbar symbiotischen Dialog mit Maroje Brcics sehr klar artikulierter Gitarre, wirkt facettenreich und lebendig.
Etwas behäbiger wirken sowohl in kompositorischer wie spieltechnischer Hinsicht das Grand Duo concertant von Giuliani und de Calls Serenade; auch hier wird Zeit sehr eigen erlebbar allerdings vielleicht eher in einem Sinne, der uns in unserer schnelllebigen realen Lebenswelt abhanden gekommen ist. Man muss sich schon bewusst auf Spielfiguren und kompositionszeittypische Floskeln und Wiederholungen einlassen, um die spannungsarme Schönheit dieser Werke genießen zu können.
Diese Aufnahme besticht nicht durch atemberaubendes Virtuosentum, sondern durch feines, organisches Kammermusizieren, das anregend-beruhigend wie ein Spaziergang durch den schönsten aller Wälder wirkt. Eine sehr interessante kompositorische Auswahl gepaart mit der Kunst der atmosphärisch feinnervigen Interpretation überzeugt und prägt sich nachhaltig ein. Etwas irritierend ist bei der sorgfältig gefertigten CD nur die Trackliste ausschließlich in japanischen Schriftzeichen, abgesehen von den Zahlen zumindest auf meinem PC.
Christina Humenberger