A Tribute to Krzysztof Penderecki

Threnody / Duo Concertante / Conerto grosso / CredoSinfonia Varsovia, Ltg. Krzysztof Urbanski/ Anne-Sophie Mutter (Violine), Roman Patkoló (Kontrabass)/ Daniel Müller-Schott/ Arto Noras/ Ivan Monighetti (Violoncello), Ltg. Charles Dutoit/Chorus of the Polish National Opera, Warshaw Philharmonic Choir, Warshaw Boys Choir, Ltg. Valery Gergiev

Rubrik: DVDs
Verlag/Label: Accentus Music ACC 20276
erschienen in: das Orchester 01/2015 , Seite 81

Der 23. November 2013 war ein denkwürdiger Tag im Leben von Krzysztof Penderecki – sein 80. Geburtstag. Am Vormittag zelebrierte Polens hohe Geistlichkeit ihm zu Ehren und mit viel Prominenz eine Messe in der Johanneskathedrale, Warschaus ältester Kirche. Und am Abend krönte eine Gala mit zahlreichen internationalen Gästen das Penderecki-Festival, das mit der Würdigung des Jubilars durch den polnischen Kulturminister und mit der Enthüllung einer Büste im Teatr Wielki zu Ende ging.
Den größten Eindruck aber hinterließ der Komponist höchstpersönlich – mit seinem Auftritt und mit seiner Musik, die den 1800 Hörern im Moniuszko-Saal Ergriffenheit und Enthusiasmus abnötigte. Noch auf der DVD von Michael Beyer, die auch die Worte Pendereckis zu seinen Werken festhält, wirkt das außergewöhnliche Flair dieses Abends intensiv nach. Denn es waren nicht nur eindrucksvolle Klangschöpfungen zu bestaunen, sondern auch viele Weltklasse-Interpreten – langjährige Freunde des Komponisten, die er ebenso bewundert wie sie seine Musik verehren, der sie zu diesem Anlass ihren Tribut zollen wollen.
Dirigenten dreier Generationen stehen bei drei ebenso unterschiedlichen wie charakteristischen Werken am Pult. Der junge Krzysztof Urbanski entfaltet die ganze Suggestivkraft jener neuartigen Klänge, Farben und
Geräusche von Threnody – Den Opfern von Hiroshima (1961), mit denen Penderecki zuerst die Aufmerksamkeit und Anerkennung der internationalen Musikwelt fand und seine Tonsprache begründete. Dem extrem anspruchsvollen, emotional aufgeladenen Concerto grosso für drei Violoncelli und Orchester, das Charles Dutoit 2002 in Tokio uraufgeführt hat, beschert der Maestro mit Daniel Müller-Schott, Arto Noras und Ivan Monghetti wiederum einen rauschenden Erfolg. Und für das Credo (1998), von dem Penderecki schrieb, „dass ein großes Credo viel origineller ist als eine Messe in traditioneller Form und das als wichtigstes und schönstes Werk von mir bleiben“ soll, hatte er sich Valery Gergiev als Dirigent gewünscht. Und der setzt denn auch mit den Solisten Iwona Hossa, Ewa Vesin, Agnieszka Rehlis, Rafal Bartminskí und Nikolay Didenko, mit den Chören, mit dem Orchester und den auf der Empore postierten Blechbläsern einen überwältigenden Schlusspunkt.
Zuvor noch präsentieren Anne-Sophie Mutter und Roman Patkoló mit ihrem hinreißenden Auftritt Pendereckis Duo Concertante (2011) als Bravourstück erster Güte. Was also anfangs ein glamouröses Event verspricht, erweist sich am Ende als ein lebendiges und beeindruckendes Musikporträt dieses überaus kreativen und wandlungsfähigen Komponisten, der als „Spiegelbild der Musikgeschichte seit 1960 angesehen werden kann“ (Reinhard Schulz) und dessen Weg aus den Refugien der Avantgarde in den Alltag der Abonnementskonzerte nicht bloß einem kompositorischen Kalkül gefolgt, sondern von Beginn an durch menschliches Engagement und tiefe Gläubigkeit bestimmt ist. Und das war in diesem besonderen Konzert eindringlich und überzeugend zu erleben…
Eberhard Kneipel