François Devienne

6 Trios for Flute, Viola and Cello

Sara Ligas (Flöte), Salvatore Rea (Viola), Vladimiro Atzeni (Violoncello)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Brilliant Classics 95686
erschienen in: das Orchester 02/2019 , Seite 71

Mit seinen Auftritten in den Concerts spirituels als Flötist und Fagottist hatte Devienne seinerzeit großen Erfolg bei Publikum und Presse. Insbesondere seine Flötenkonzerte, die er stets auf der einklappigen Flöte spielte, haben seitdem nichts von ihrer Wirkung verloren. Seine kammermusikalischen Kompositionen der frühen 1780er Jahre sind im Zusammenhang mit einer Anstellung als Musicien de la Chambre bei Kardinal Rohan entstanden.
Die für ein musikliebendes aristokratisches Publikum bestimmten Duos, Trios und Quartette mit ganz unterschiedlichen Besetzungen sind weniger virtuos angelegt als seine Solosonaten, Konzerte oder konzertanten Sinfonien. Durch ihren „style aimable et charmant“ – so nennt ihn Émile Humblot in seiner 1909 erschienenen Würdigung des Komponisten – sind sie repräsentativ für die damalige französische Instrumentalmusik.
In den als Six Trio concertans pour Flauto, Alto et Basse um 1784 bei Leduc erschienenen Trios, die hier wohl zum ersten Mal auf einer CD zu hören sind, werden Flöte und Viola gleichberechtigt konzertant geführt, eine ungewöhnliche aber umso wirkungsvollere Besetzung. Weil die gelegentlich im Violinschlüssel notierte Violastimme relativ hoch liegt, harmonieren beide Instrumente klanglich überaus angenehm (wie auch in Duos op. 5 für Flöte und Viola). Das Violoncello hat anfangs noch vorwiegend Bassfunktion, wird aber nach und nach zunehmend aktiver in das musikalische Geschehen einbezogen.
Die zweisätzigen Trios sind durch verschiedene Satztypen und Stimmungen abwechslungsreich gestaltet. Immer, aber nicht zwingend an erster Stelle, enthalten sie zweiteilige Sätze mit Wiederholungs-Doppelstrichen, in denen en miniature manches von dem zu entdecken ist, was sich im Nachhinein als Sonatenform konstituierte. Im ersten, vierten und sechsten Trio gibt es Rondos mit aparten Minore-Teilen. Das dritte Trio, als einziges in einer Molltonart, beginnt ausnahmsweise mit einem echten langsamen Satz, einem subtilen Siciliano, das fünfte Trio hat als zweiten Satz ein Thema mit Variationen. Nach D-Dur, C-Dur, d-Moll, F-Dur und G-Dur wählte Devienne für das auch sonst besonders gelungene sechste Trio mit Es-Dur eine Tonart, die man in diesem Rahmen vielleicht nicht erwartet hätte.
Den von Sara Ligas (Flöte), Salvatore Rea (Viola) und Vladimiro Atzeni (Violoncello) gespielten modernen Instrumenten fällt diese Musik in gewisser Weise leichter als den damals gebräuchlichen. Mehr Mut zu persönlichen Impulsen hätte der Interpretation jedoch gut getan. Auch wurde die Intonations-Balance zwischen Flöte und Streichern gelegentlich ein wenig vernachlässigt. Trotzdem kommen die Trios des Mozart-Zeitgenossen in ihrer melodische Eleganz und ihren expressiven harmonischen Wendungen sehr schön zur Geltung, sodass die leider noch wenig bekannte Kammermusik Deviennes von diesen sympathischen Interpretationen nur profitieren kann.
Ursula Pešek