Kleczynski, Jan Baptysta
6 String trios op. 4
1756 die Jahreszahl lässt aufhorchen. Im selben Jahr wie Mozart geboren, weist das Leben Jan Baptysta Kleczynskis allerdings sonst kaum Parallelen zu dem des Wiener Klassikers auf. Zwar zog der polnische Geiger und Komponist nach weitgehend im Dunkeln liegenden Jahren der Ausbildung (weder weiß man genau, wo Kleczynski sein kompositorisches Handwerk erlernt, noch, von wem er seine Virtuosenausbildung erhalten hat) und ersten Anstellungen im großen Habsburgerreich dann schließlich ganz am Ende des 18. Jahrhunderts auch ins kaiserliche Wien doch zu dieser Zeit war Mozart längst tot.
Das musikalische Erbe des als Johann Baptist Kletzinsky in Freistadt (dem heutigen Karviná in Nordost-Tschechien) zur Welt gekommenen Violinvirtuosen ist nur äußerst schmal mit den sechs Streichtrios op. 4 liegt allerdings ein ganzer Werkzyklus vor, der es zumindest in Ansätzen erlaubt, Kleczynskis Musikalität nachzuspüren. Das halbe Dutzend ähnlich gebauter und mit je 15 Minuten Spielzeit recht übersichtlicher Trios weist wollte man einen Vergleich mit Mozart heranziehen eher in Richtung von dessen frühen Kirchensonaten. Insbesondere die Ecksätze sind sehr melodiebetont und fast ausschließlich auf die Violine zugeschnitten. In der führenden Stimme glaubt man bisweilen musikalische Zitate von Zeitgenossen durchzuhören, wobei der Beginn von Mozarts G-Dur-Violinkonzert im zweiten Trio in derselben Tonart fast wörtlich übernommen wird.
Jan Baptysta Kleczynski entdeckt mit seinen sechs Streichtrios also weniger kompositorisches Neuland; der Wert der Werke liegt eher in einer soliden, teilweise fast volkstümlichen und leicht verständlichen Musikalität. Dass die gut eineinhalb Stunden dreistimmiger Streichermusik dennoch nicht langweilig werden, liegt an der blitzblanken Wiedergabe des Trios Alegrija mit Maria Milkowska (Violine), Magdalena Sierpien-Wywrocka (Viola) und Przemyslaw Wierzba (Violoncello). Die drei Musiker des Philharmonischen Orchesters in Kielce in Südpolen, die sich vor drei Jahren zu dieser Kammerformation zusammengeschlossen haben, bieten einen perfekt ausbalancierten Klang, den die vorliegende Aufnahme trennscharf, wenngleich, aufgrund des Kirchenraums, in dem der Mitschnitt erfolgte, etwas hallig einfängt.
Die führende Violine zeigt sich dabei stets sehr beweglich und bis auf ganz wenige Ausnahmen auch in höheren Lagen sehr sauber intonierend. Bratsche und Cello müssen zwar aufgrund der nur rudimentär ausgeprägten kontrapunktischen Arbeit Kleczynskis zumeist mit Begleitfiguren vorlieb nehmen, bringen diese aber gut konturiert in den Ensembleklang ein. Auch wenn man sich den ein oder anderen Rondo- oder Menuett-Satz noch etwas zupackender ausmusiziert vorstellen könnte, so haben die vorliegenden Aufnahmen vor allem in den Kopfsätzen ihre Stärken. Dort macht das Trio Alegrija seinem Namen alle Ehre und verwandelt Jan Baptysta Kleczynskis Streichtrios in kleine Violinkonzerte.
Daniel Knödler