Anton Eberl

3 String Quartets op. 13

casalQuartett

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Solo Musica
erschienen in: das Orchester 10/22 , Seite 71

Ein selten gewordenes Glück bedeutet solch eine Welt-Erstein­spielung dreier Quartette von einem nicht ganz unbekannten, wenn auch nicht gerade populären Komponisten. Anton Eberl, ein im Dunstkreis zweier Wiener Klassiker – Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven – aufgewachsener Musiker, schrieb auch Quartettmusik, die bis vor kurzem unbekannt war. Die drei Streichquartette op. 13 in Es- und D-Dur und das in g-Moll, alle von etwa 20 Minuten Dauer, spielte erst jüngst im Oktober 2021 das casalQuartett mit Felix Froschhammer und Markus Fleck (Violinen), Rachel Späth (Viola) und Sebastian Braun (Violoncello) ein. Eine echte Wiederentdeckung also seit der Wiener Drucklegung von 1801. Zwar ist im Booklet richtig zu lesen, dass merkwürdigerweise selbst namhafte Verzeichnisse wie Wolfgang Gruhles Streichquartett-Lexikon das Opus 13 nicht erwähnen, doch ist es in der altbewährten MGG 1 durchaus verzeichnet. Gänzlich unbekannt ist es demnach also nicht. Vielmehr ist eher daran zu denken, dass es wegen der großen Fülle an noch unbekannten Quartetten aus dieser Zeit einfach vergessen wurde. Weitere Beispiele sind andere Quartett-Kompositionen eines Carl Ditters von Dittersdorf, Johann Baptist Wanhall oder Daniel Steibelt (op. 17), Johann Ludwig Dussek (op. 60) sowie Joseph Eybler (sein Haydn gewidmetes op. 1). Die drei Letzteren werden bei Gruhle übrigens auch nicht erwähnt. Die meisten waren Modekompositionen, die jeweils dem gängigen Zeitstil frönten, aber wenig von einem eigenen Personalstil mit einbrachten – anders als etwa bei Haydn, Mozart, Beethoven oder dem späten Schubert. Eberls Streichquartette op. 13 fügen sich bestens in diese Zeit der musikalischen Umbrüche ein. Ein Grund, warum seine Kompositionen sowohl beim Publikum als auch in der damaligen, positiv gestimmten Presse mehr Akzeptanz widerfuhren, während Komponisten wie der gerne als „bizarr“ empfundene Beethoven diese Umbrüche eher forcierten.
Das sehr homogen spielende casalQuartett macht technisch und musikalisch alles, um mit frischem und jugendlichem Elan diesem eher geschmeidigen und auch recht harmlosen Stil gerecht zu werden. Insbesondere die ersten beiden Dur-Streichquartette sind von liebenswürdiger Spielart, die unverbraucht daherkommt.
Mit dem g-Moll-Quartett scheint auch Eberl beim im 18. Jahrhundert üblichen „Wettbewerb“ mitzuwirken, um ein ganz besonderes Werk zu schaffen und damit aus der Üblichkeit herauszutreten. Jedoch gelangte er, trotz des Andersseins im musikalischen Tonfall dieses Werks, nicht sehr in die Tiefe. Die drei schön anzuhörenden Stücke, die in dem einen oder anderen Kammermusiksaal durchaus für frischeren Wind sorgen könnten, bleiben in Aufbau und kompositorischer Hinsicht zwar sehr solide, aber keineswegs überzubewerten. Alle drei Streichquartette auf der vorliegenden CD aber hintereinander zu hören, birgt, trotz bester Umsetzung durch die hervorragend agierenden Künstler:innen, keinen allzu großen Reiz.
Werner Bodendorff