Massonneau, Louis

3 Streichquartette op. 11/I

Partitur und Stimmen, hg. von Reinhard Wulfhorst

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Massonneau, Schwerin 2012
erschienen in: das Orchester 05/2014 , Seite 70

Drei unbekannte Streichquartette eines fast unbekannten Komponisten der norddeutschen Klassik: Louis Massonneau. Bis er als 36-jähriger Violinist und Komponist 1802 eine feste Anstellung als Geiger, später als Konzertmeister und Dirigent in der Ludwigsluster Hofkapelle beim Herzog Franz I. zu Mecklenburg-Schwerin erhielt, sammelte Massonneau, der als Sohn eines französischen Küchenmeisters am Kasseler Hof geboren wurde, zuvor in mehreren Orchestern in Göttingen und Detmold, in Frankfurt am Main und in der Fürstlichen Kapelle zu Dessau wertvolle Erfahrungen und machte sich mit dem damaligen Musikleben vertraut. Seine Fertigkeit im Bogenstrich wurde einst gerühmt, sein kräftiger und voller Ton bewundert.
Massonneaus Œuvre, welches sich heute vorwiegend in der Landesbibliothek Schwerin befindet, weist eine ansehnliche Anzahl von teils gedruckten und teils noch Handschrift gebliebenen kammermusikalischen Stücke auf, aber auch einige Orchester- und Kirchenwerke. Um seine Musik und auch die von anderen Komponisten, die „in einer besonderen Beziehung zu Mecklenburg-Vorpommern stehen“, nun der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist die Edition Massonneau ins Leben gerufen worden. Louis Massonneau selbst spielt hierin also eine zentrale Rolle. In der Zeit von 1803 bis zu seiner Pensionierung 1837 führte der Komponist ein lückenloses Tagebuch: eine einzigartige Quelle zum Musikleben und zur Rezeptionsgeschichte in der Ludwigsluster Hofkapelle, die später nach Schwerin zurückverlegt wurde.
Reinhard Wulfhorst brachte nun jüngst die um 1800 in Hamburg erstmals veröffentlichten drei Streichquartette in B, D und Es op. 11/I neu heraus. Er hebt in dem zweisprachigen Vorwort insbesondere den „hohen kompositorischen Anspruch“ der Werke hervor, die „darin in Konkurrenz zu den reifen Werken der Wiener Klassik“ träten. „Massonneaus Tonsprache ist durchaus eigenständig; sie lässt sich am ehesten mit der des mittleren Haydn vergleichen. Bemerkenswert ist die durchgehend hohe Qualität aller zwölf Sätze.“ Da offensichtlich die originale Handschrift als verloren gilt, ist lediglich der in der Schweriner Landesbibliothek aufbewahrte Erstdruck die Grundlage der neuen Edition, deren Abweichungen und Ergänzungen in einem Editionsbericht aufgelistet sind und gegebenenfalls aus dem Internet heruntergeladen werden können. Die zunächst etwas verwirrende römische Eins nach der Opuszahl 11 rührt von der doppelten Belegung dieser Opuszahl mit den Airs variés für Violine und Violoncello her.
Der Druck von Partitur und Stimmen sowie das Layout mit dem klar zu lesenden Notentext genügt den heutigen hohen Anforderungen in vorbildlicher Weise. Der Takt 100a im ersten Satz des ersten Werks gleicht die falsche Zählung im Erstdruck aus. Nicht nur an den Primgeiger stellte der 1848 verstorbene Komponist teils hohe Anforderungen, allein schon das Schriftbild der rhapsodisch wirkenden 128tel im ersten Adagio könnte bei den einen oder anderen eine heftige Balkenphobie hervorrufen…
Werner Bodendorff