Werke von Johannes Brahms, Robert Schumann und Niels Wilhelm Gade
Brahms – Schumann – Gade
Sebastian Manz (Klarinette), Herbert Schuch (Klavier)
Den Höhepunkten des romantischen Repertoires für Klarinette und Klavier ist die jüngste CD des Klarinettisten Sebastian Manz gewidmet. Sein kongenialer Partner am Klavier ist Herbert Schuch. Die Kompositionen von Robert Schumann, Niels Wilhelm Gade und Johannes Brahms sind zugleich die Leuchttürme der Klarinettenliteratur.
Robert Schumanns drei Fantasiestücke op. 73 von 1849 entfalten das lyrische Potential der Klarinette in drei sich im Tempo steigernden Sätzen. Ausdrucksvoll und zart beginnend, zum Lebhaft-leichten wechselnd, um schließlich mit rasch und mit Feuer den Höhepunkt zu erreichen. Die Interpreten nehmen sich viel Zeit, um die Seelenschwingungen der Musik Schumanns mit äußerst einfühlsamer Tongebung und vor allem durch agogisch intensive und impulsive Gestaltung entstehen zu lassen. dabei im Klavier immer auf Klarheit bedacht und jede harmonische Wendung bewusst ausspielend.
In den vier Fantasiestücken op. 43 von Niels Wilhelm Gade, die fünfzehn Jahre nach Schumanns op. 73 entstanden sind, nehmen sich Manz und Schuch noch mehr Freiheiten in der Agogik. Dem ersten langsamen Satz verleihen sie dadurch einen erzählenden Tonfall, während in den schnellen Sätzen zwei und vier das Vorantreibende, aber auch das Innehalten verstärkt wird. Klanglich sehr effektvoll wird die Ballade gestaltet, in der Manz die Sonorität der tiefen Lage auskostet, während sich Schuch durch den sehr zurückhaltenden Einsatz des Pedals nicht zu einem fülligen Klavierklang verführen lässt. Dies ist auch ein Vorzug der Aufnahme des Sonatenpaars op. 120 in f-Moll und Es-Dur von Johannes Brahms, das ein kompositorisches Zeugnis der Spätphase seines Schaffens ist, inspiriert durch die Begegnung mit dem Klarinettisten Richard Mühlfeld.
Ebenso ist die perfekte Balance zwischen Klarinette und Klavier hervorzuheben, sodass die subtile motivisch-thematische Arbeit unmittelbar hörbar wird. Die agogischen Freiheiten werden in begrenzterem Umfang eingesetzt, entbehren aber an einzelnen Stellen nicht ganz der Gefahr der Manieriertheit. Die durchdachte wie emotional dichte Interpretation erfasst sowohl den in den Satzbezeichnungen vorgegebenen Appassionato-Ausdruck im Kopfsatz der f-Moll- und im zweiten Satz der Es-Dur-Sonate wie auch die innerhalb dieser Sätze kontrastierenden reflektierenden ruhigen Abschnitte. Spontaneität und die spieltechnischen Qualitäten des Duos prägen u. a. den fulminanten Satzschluss des Variationensatzes der Es-Dur-Sonate, durch das gesteigerte Tempo wird die von Brahms bereits komponierte Belebung zum Schluss hin noch um einiges verstärkt. Die hohe Qualität der CD spricht für sich – da bedürfte es nicht des Selbstlobs im von Sebastian Manz verfassten Booklet zur Entstehung der Aufnahmen.
Heribert Haase