Haydn, Joseph

24 Divertimenti a tre

für Baryton (Viola da Gamba, Violine), Viola und Violoncello, Hob XI: 73-96, Band IV des Haydn-Verzeichnisses, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Güntersberg, Heidelberg 2009
erschienen in: das Orchester 04/2010 , Seite 70

Im Auftrag seines Dienstherrn und Mäzens Nikolaus I. Fürst von Esterházy, dessen musikalische Leidenschaft dem Baryton galt, schrieb Joseph Haydn 175 Werke für das sechssaitige Streichinstrument. Die überwiegende Mehrheit der Kompositionen entstand für die Besetzung Baryton-Trio. 123 der Divertimenti per il Pariton, so der Originaltitel, sind für Baryton, Viola und Basso und drei Divertimenti für Baryton, Violine und Basso geschrieben.
Dass sich Haydn bei diesen fröhlichen, voller Einfälle steckenden Stücken auf die Verwendung der Spielsaiten 1 bis 5 beschränkt und selten den Gebrauch der gezupften Resonanzsaiten an der offenen Rückseite des Barytonhalses in seinen Partituren verlangt, ist charakteristisch und kann auch als Referenz an seinen Gönner Fürst Nikolaus I. verstanden werden. Nur in drei der 28 Divertimenti aus Hob XI: 73-96 schreibt er in der Barytonstimme gezupfte Töne auf den metallenen Resonanzsaiten vor.
Die Divertimenti, welche Haydn in weniger als zwei Jahrzehnten komponierte, katalogisierte er besonders sorgfältig. Auf diese Weise entstanden vier Bände mit Baryton-Trios, jeweils 1766 (Nr. 1-24), 1767 (Nr. 25-48), 1768 (Nr. 49-72) und 1771 (Nr. 73-96). Das letzte Baryton-Trio schuf der Komponist 1774. Der fünfte Band mit den Trios Nr. 97-126 stammt aus dem Jahr 1778. Von einigen Trios existieren datierte Autografe, Nr. 24 stammt von 1766, Nr. 42 und 43 von 1767, Nr. 57 von 1768, Nr. 79 von 1769 und Nr. 106 von 1772. Daraus kann gefolgert werden, dass sich Haydn vor allem in der Periode von 1766 bis 1772 intensiv mit dem Komponieren von Baryton-Trios befasste.
Waren bisher die meisten Musiker, die diese Trios aufführten, auf ei-ne Partitur der Haydn-Gesamtausgabe angewiesen, so liegen nun 52 dieser Divertimenti als Neuausgaben beim Heidelberger Verlagshaus Edition Güntersberg vor, herausgegeben von Günther und Leonore Zadow. Die Urtext-Ausgaben sind in Band IV und V des Haydn-Verzeichnisses von 1805 unterteilt und bestechen durch ihre exzellente Qualität. Die Ausgaben enthalten jeweils die Partitur, der ein ausführliches Vorwort auf Deutsch und Englisch mit Informationen über die edierten Werke sowie der Aufführung der berücksichtigten Quellen vorangestellt ist. Weiterhin gehören dazu: die Solostimmen für Baryton, alternativ auch für Violine, unter Bezugnahme auf die Originalnotation im Violinschlüssel sowie die Barytonstimme, alternativ für Viola da gamba im Altschlüssel notiert, sowie die Stimmen für Viola und Violoncello.
Das Musizieren der 24 Divertimenti a tre für Baryton Hob XI: 73-96 ist durch diese hervorragende Edition wesentlich erleichtert, sie ist hoffentlich vielen Gambisten eine Anregung, der historischen Verwandtschaft von Gambe und Baryton nachzuspüren und in die besondere Klangwelt des Barytons tiefer einzutauchen.
Juliane E. Bally