Joseph Fiala

Drei Sonaten für Violoncello und Basso

Sonata 1 C-Dur / Sonata 2 G-Dur / Sonata 3 D-Dur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Güntersberg
erschienen in: das Orchester 12/2021 , Seite 73

Der Böhme Joseph Fiala (1748-1816) kann als vielseitig begabter Musiker bezeichnet werden. Er wirkte als Oboist, Cellist sowie Gambist und beherrschte diese Instrumente laut Überlieferung auf hohem Niveau. Zudem hinterließ er etliche Kompositionen, die mittels eines thematisch-systematischen Werkverzeichnisses geordnet, aber zu einem großen Teil noch nicht ediert worden sind. Wolfgang Amadeus Mozart, den eine Freundschaft mit Fiala verband, äußerte sich in einem Brief an seinen Vater Leopold folgendermaßen über Fialas Kompositionen: „ich mus sagen, das sie recht hübsch sind. er hat sehr gute gedancken.“
Die Edition Güntersberg hat es sich zum Ziel gesetzt, bisher unveröffentlichte oder nicht (mehr) zugängliche Werke zu publizieren, und legt nun eine Erstausgabe von Fialas Drei Sonaten für Violoncello und Basso vor. Auf Grund der zahlreichen Doppelgriffe und Akkorde in der Bassstimme halten die Herausgeber Thomas Fritzsch und Günter von Zadow die Interpretation der Werke durch zwei Violoncelli für schlüssig, ziehen aber auch ein zusätzliches Tasteninstrument für die Begleitung in Betracht. Die Ausgaben halten sich so weit wie möglich an das Original, einem Manuskript aus dem Nationalen Distrikt-Archiv von Beroun (Tschechien).
Die Werke wurden für den heutigen Spielgebrauch eingerichtet. Dies zeigt sich beispielsweise an der Wahl des Tenorschlüssels anstatt des von Fiala verwendeten oktavierten Violinschlüssels. Änderungen und Ergänzungen sind kenntlich gemacht. Detaillierte Angaben zur Edition mit Abbildungen der Originalquellen und praktischen Aufführungshinweisen finden sich im zweisprachigen Vorwort (deutsch-englisch).
Fialas Cello-Sonaten zeichnen sich durch Spielfreude und tänzerische, schwingende Charaktere aus. Die kantablen Mittelsätze bilden einen Ruhepol zwischen den vielen Läufen, virtuosen Figurationen und Doppelgriffen in den Rahmensätzen. Der große Ambitus der Kompositionen führt den Cellisten über das ganze Griffbrett und setzt sicheres Spiel in den hohen Lagen voraus. Die schnellen und brillanten Passagen erfordern eine flexible und geschickte Bogenführung bei der Interpretation. Sowohl die erste als auch die dritte Sonate enthalten jeweils einen Thema-con-variazioni-Satz, aus deren abwechslungsreichen kompositorischen Einfällen die Flageolett-Variation der Sonata in D-Dur besonders wirkungsvoll hervorsticht.
Mit Fialas Sonaten ist eine beachtenswerte Repertoire-Erweiterung für Cellisten erschienen. Aufgrund des technischen Anspruchs stellt die erste Stimme professionelle Anforderungen an den Interpreten. Die zweite Stimme ist dagegen leicht gesetzt und kann zum Beispiel auch von Schülern übernommen werden. Somit sind die Kompositionen variabel einsetzbar und ermöglichen ein Zusammenspiel von Musikern unterschiedlichen Leistungsstandes.