Werke von Gaetano Donizetti und Giuseppe Verdi
Hila Fahima (Sopran), Radio Symphonie Orchester Wien, Ltg. Michele Gamba
Sie gehört zu den Sängerinnen, die schon in sehr jungen Jahren eine bemerkenswerte Karriere gemacht haben: die israelische Sopranistin Hila Fahima. Schon mit 22 Jahren war die in ihrer Heimat ausgebildete Sängerin an der Deutschen Oper in Berlin engagiert. Von dort ging sie 2013 an die Wiener Staatsoper, wo sie in vielen großen Partien des Koloraturrepertoires auftritt. Zu ihren Glanzrollen gehörte nicht umsonst schon früh die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte.
Nun hat Hila Fahima ein erstes Solo-Album vorgelegt. Es ist vor allem der Belcanto-Kunst von Gaetano Donizetti gewidmet, ergänzt durch zwei Arien von Verdi: der koloraturenreichen Arie der Gilda aus Rigoletto und der mal lyrischen, mal brillanten der Amalia aus I masnadieri. Dass die Gilda eine bevorzugte Partie der Sängerin ist, die sie schon als Jugendliche im Blick hatte, wird in ihrem sehr pointierten und klanglich in jedem Ton exquisiten Vortrag deutlich. Die Reife, Schönheit und Sicherheit ihres Gesangs zeigen sich hier aufs Schönste. Fahima führt ihre Stimme in allen Registern mit einer geradezu instrumentalen Tonqualität, Intonationssicherheit und Geradlinigkeit.
Kernstück des Programms ist natürlich, das verwundert bei Donizetti kaum, die Wahnsinnsszene aus Lucia di Lammermoor in der originalen Fassung mit Glasharmonika statt Querflöte. Auch hier glänzt die Sängerin durch einen Gesangsstil, der frei von allen Manierismen und Klischees ist. Sie gestaltet ihre Figuren ganz aus der Musik, aus Ton und Kantilene heraus. Ihr Singen wirkt dabei mühelos und schwebend leicht.
Der Klang ihrer Stimme hat Körper und Kraft, was nicht nur die strahlenden und unangestrengten Spitzentöne beweisen. Der Wohllaut des Soprans von Hila Fahima zeigt sich auch in den ausdrucksvoll phrasierten lyrischen Linien. Dergestalt alle Tugenden eines kunstvollen Koloraturgesangs ausprägend, wird Hila Fahima auf ihrem Album allen Arien überzeugend gerecht.
Neben der großen Lucia-Szene und den beiden Verdi-Arien bringt sie sechs weitere Donizetti-Arien: vier bekannte und zwei Raritäten. Gerade diese beiden Stücke aus Emilia di Liverpool und Rosmonda d’Inghilterra sind sehr bemerkenswert und effektvoll. Erst recht in Fahimas gewinnender Präsentation.
Mit der bekannten Arie der Norina aus Don Pasquale und der der Adina aus dem zweiten Akt des Liebestranks kommt auch die komische Oper vor – und mit der Szene und Arie der Marie aus der Regimentstochter die französische. Mit der Cavatina der Linda aus Linda di Chamounix wird die Folge mit einem glanzvoll gesungenen Donizetti-Hit eröffnet.
Sehr sicher und souverän wird auf dieser im August 2020 in Wien beim ORF aufgenommenen CD Hila Fahima vom ORF Radio Symphonie Orchester Wien unter Michele Gamba begleitet. Mit einem kompakten Klang und straffen Impulsen geben der Dirigent und das Orchester der Sängerin eine ideale Basis zur Entfaltung ihrer Gesangskunst.
Karl Georg Berg