Felix Eckerle/Harald Müller (Hg.)

150 Jahre Theater Altenburg

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Theater der Zeit
erschienen in: das Orchester 12/2021 , Seite 69

„Ein Theater Altenburg muss sein in der deutschen Theaterwelt“, sagte Intendant Karl Weber in seiner Silvesteransprache 1946. Als das vom Semper-Schüler Julius Robert Enger und von Otto Brückwald ar-chitektonisch gestaltete Neorenaissance-Gebäude unterhalb des Schlosses am 16. April 1871 eröffnet wurde, zeugte es vom Fürsten- und Bürgerstolz der prosperierenden Stadt. Die heutige Betriebsform
„Theater und Orchester Altenburg Gera“, eine schrittweise Fusion mit dem Theater und Orchester im 35 Kilometer entfernten Gera, gibt es seit 1995; ihr gehen jedoch zeitlich begrenzte Kooperationen mit Gera und Gotha vor 1933 voraus.
Die Aufsatzsammlung, der Überblick über alle Premieren seit 1870 und viele Bild-Erstveröffentlichungen runden sich profund und in liebevoller Ausstattung zur bislang umfangreichsten Darstellung der an Höhepunkten reichen Theatergeschichte Altenburgs. Schattenseiten der jüngeren Vergangenheit werden nicht ausblendet. Die Einzelbeiträge sind von Elisabeth Bauchhenß, Mona Becker, Felix Eckerle, Franziska Engemann, Klaus-Jürgen Kamprad, Ulrich Khuon, Peter Konwitschny, Frieder Krause, Roland Krischke, Lutz Mahnke, Christoph Meixner, Anno Mungen, Sophie Oldenstein, René Prautsch, Christian Repkewitz, Ronny Ristok, Michael Schindhelm, Ingo Schulze, Ulrich Sinn, Peter Sommer, Thomas Stolze und Annegret Werner.
Das Orchester bzw. die Landeskapelle Altenburg wurde von mehreren herausragenden Persönlichkeiten geprägt. Zu den wichtigen Dirigenten und Generalmusikdirektoren gehören Georg Göhler, ein bedeutender Förderer der deutschen Verdi-Renaissance, sowie Eugen Szenkar und Peter Sommer, der die imponierende Altenburger Wagner-Tradition in der DDR-Zeit fortsetzte. Hofkapellmeister Friedrich Wilhelm Stade leitete die Eröffnungsvorstellung mit Webers Freischütz und verantwortete im Eröffnungsmonat bis zum 16. Mai 1871 das für das kleine Ensemble anspruchsvolle Pensum von zehn Abonnementvorstellungen. Peter Konwitschny sorgte 1983 für überregionales Aufsehen mit seiner Freischütz-Neuinszenierung.
Die Bedeutung und Profilierung Altenburgs vor 1945 wird durch die Vernetzung mit damals viel gespielten Komponisten deutlich. Richard Strauss dankte der Landeskapelle für ein Gastspiel in Garmisch-Par-tenkirchen 1939. Beziehungen bestanden zu Eugen d’Albert, Eduard Künneke und vor allem zu den Bayreuther Festspielen. Während des Zweiten Weltkriegs inszenierte Wieland Wagner am Landestheater Altenburg seinen ersten Ring des Nibelungen. Die Altenburger Produktion von Siegfried Wagners An allem ist Hütchen schuld wurde nur in der Bayreuther Stadthalle, aber nicht im Stammhaus gespielt.
Bei Sichtungen vor dem Jubiläum entdeckte man im historischen Notenarchiv des Altenburger Theaters Partiturhandschriften von Heinrich Marschners Festspiel zur Hochzeit von Kronprinz Georg von Hannover mit Marie von Sachsen-Altenburg am 20. Februar 1843, eine frühe Abschrift von Mozarts Idomeneo, Webers Abu Hassan und eine bisher verschollen geglaubte Abschrift des Freischütz.