Mayer, Florian
11 Päludien für Violine solo
Der 1974 geborene Geiger Florian Mayer, der sein Studium an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Dresden 2003 mit einem sehr erfolgreichen Konzertexamen abschloss, wurde schnell ein bekannter und geschätzter Musiker. Er ist ein Instrumentalist, dessen Kenntnisse und Interessen deutlich über das Repertoire der berühmten klassischen Bestseller hinausgehen. Werke ganz unterschiedlicher Stilrichtungen hat er sich erarbeitet, spielt Paganini und Ysaÿe, aber auch z.B. das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold sowie die Musik für Geige und Orchester von Rudi Stephan. Gleichermaßen widmet er sich Jazz, Operetten und Schlagern und tritt als Primarius eines Salonorchesters auf. Nicht zuletzt engagiert er sich für Theatermusik und ist offensichtlich mit all seinen unterschiedlichen Unternehmungen erfolgreich.
Florian Mayer ließ sich zur vorliegenden Komposition durch den belgischen Komponisten, Violinvirtuosen, Dirigenten und Pädagogen Eugène Ysaÿe (1858-1931) inspirieren, der ein bedeutender Pionier in der Entwicklung der modernen Geigentechnik war. Dessen spät entdeckte und erst 1952 veröffentlichte Skizzen zu Dix Préludes gaben die Anregung zu den 11 Präludien für Violine solo.
Der Komponist schrieb wie einst von Ysaÿe geplant zehn Präludien. Jedes ist speziell auf ein Intervall vom Einklang bis hin zur Dezime ausgerichtet; ein elftes unter dem Titel Nachwort beschließt das Werk. Mayer hat seinen Zyklus mit einer Dauer von etwas mehr als dreißig Minuten für einen Raum geschaffen, der fantastische Nachhallwirkungen zulässt, wie man sie kaum je gehört haben dürfte. Er hat die Aufnahme am 21. August 2013 in Freiberg (Sachsen) in der ursprünglich um 1200 errichteten Stadtkirche St. Petri eingespielt, die durch eine Orgel von Gottfried Silbermann bekannt ist.
Mayer berichtet in seinem sinnvoll und überzeugend verfassten Beiheft in zehn (!) kleinen Kapiteln mit einem elften, dem Abspann u.a. über die Entstehung des Aufnahmeraums anlässlich eines Umbaus, bei dem der ehemalige Chorraum vom Hauptschiff durch eine Glaswand getrennt wurde. So entstand ein separater Bereich, welcher während des Umbaus als Gottesdienstraum genutzt wurde, auch ,Winterkirche genannt. Fast 15 Meter hohe Wände, der Fußboden aus Stein, weiß verputztes Gemäuer, lang gestreckte Fenster ein fast leerer Raum. [
] Für die musikalische Praxis fordert er wegen seines langen Nachhalls besondere Anstrengungen eine reizvolle Aufgabe.
Florian Mayers hochinteressante, hörenswerte Aufnahme gibt Einblick in das Wirken eines vielversprechenden Geigers mit kompositorischen Intentionen, der Fantasie besitzt und Wege zu neuen Entwicklungen beschreitet.
Peter Roggenkamp