Werke von Dieterich Buxtehude, Franz Tunder, Johann Sebastian Bach und anderen

„Der Himmel lacht“

Margret Bahr (Sopran), Neues Barockduo Berlin: Anna Barbara Kastelewicz (Violine), Arno Schneider (Cembalo, Orgel)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Hänssler Classic
erschienen in: das Orchester 01/2018 , Seite 73

Der Himmel ist von undurchdringlichem Grau, in den die kahlen Äste der Bäume wie Gerippe ragen, ein paar letzte goldgelbe Blätter zittern im Novemberniesel, als glockenrein „Herr, Herr…!“ den Raum mit hellem Klang erfüllt. Auf die Stimme, die hier singend ruft, muss man sich kurz einstellen, sie ist klar, fein und zart und von besonderem Timbre, doch dann trägt einen die Musik in lichtere Ebenen. Im Dialog mit der Violine, deren Klang sie ähnelt, bewegt sie sich grazil über den gediegen farbigen Harmonieteppich der Orgel.
Der Himmel lacht nennt sich die Einspielung der Berliner Sopranistin Margret Bahr und des Neuen Barockduos Berlin, bestehend aus der Geigerin Anna Barbara Kastelewicz und Arno Schneider an Orgel und Cembalo. In perfektem Zusammenspiel, mit einem ausgezeichneten Empfinden für dynamische Prozesse und mit inniger Zurückhaltung, die dem Gehalt der Kompositionen zugute kommt, haben die drei Musiker hier ein berührendes Klangkunstwerk geschaffen.
Die nur knappe dreieinhalb Minuten dauernde Solokantate von Buxtehude für Sopran, Violine und Orgel eröffnet diesen kurzweiligen, 53 Minuten währenden Reigen aus elf barocken Kompositionen von Buxtehude, Franz Tunder, Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel, Heinrich Ignaz Franz Biber und George Tollit. In hervorragender Aufnahmequalität folgt ein ausgedehntes und samtiges Instrumentalvorspiel in Moll von Tunder, das, wie auch im nächsten Programmpunkt Letzte Stunde brich herein von Bach, Ruhe atmet.Die Musiker gehen sensibel mit Klang und Pausen um, die Stille zwischen den Phrasen ermöglicht größtmögliche Hingabe an diese wunderbaren Musikwerke, was am deutlichsten in Händels Et in terra pax zur Geltung kommt. Berückend schön hier die Sekundreibungen zwischen Sopran und Violine. Ganz anders präsentiert sich anschließend die verspielte Pastorella von Biber für Violine und Orgel. Ein Orgelklang wie aus einem mächtigen Dudelsack zeichnet ein musikalisches Tableau aus satten grünen Wiesen, auf denen sich Schafe tummeln, begleitet von den Schalmeien der Hirten, die die Violine mimt.Vor Händels Arien-Klassiker „Lascia ch’io pianga“ tänzeln Stimme und Violine in exaktem Gleichschritt jubelnd mit fröhlichen Koloraturen durch die Fastenzeit (Telemann: „Herz und Seele sind erfreut“).
„Meines Herzens Trost“, wie es bald nach dem „Herr…!“ zu Beginn tönt, hätte diese Sammlung auch heißen können – als perfektes musikalisches Antidepressivum gegen die lichtarmen Tage.
Kathrin Feldmann