Klein, Armin (Hg.)

Gesucht: Kulturmanager

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009
erschienen in: das Orchester 01/2010 , Seite 68

Das Kulturmanagement als Studienfach und als Berufsbereich hat sich in inzwischen mehr als 20 Jahren rasant entwickelt. Diese Entwicklung hat zu einer Ausdifferenzierung der Anforderungen an Kulturmanager geführt. Genau um diese Anforderungen geht es im vorliegenden Buch. Herausgeber Armin Klein sucht Antworten auf die Fragen, welche Kulturmanager der Kulturbetrieb braucht und welche Kenntnisse und Fertigkeiten heute verlangt werden. Hierzu führten im Sommersemester 2008 Studierende am Institut für Kulturmanagement in Ludwigsburg eine nicht repräsentative Pilotstudie durch, deren Ergebnisse dargestellt werden. Es ging darum zu ermitteln, welche konkrete Anforderungen die (spätere) Berufspraxis an angehende Kulturmanager stellt, um hieran Studieninhalte – inwieweit orientieren sich Lehrpläne wirklich noch an den Bedürfnissen der Praxis? – und Praktika besser ausrichten zu können. Befragt wurden etwa 40 Leiter von Kultureinrichtungen. Dabei wurden drei Sektoren berücksichtigt, der öffentlich-rechtliche (z.B. Stadt- und Staatstheater, Kulturämter, Musikschulen), der privatrechtlich-kommerzielle (z.B. Musicaltheater, Galerien) und der privatrechtlich-gemeinnützige (z.B. Kunst- und Musikvereine, Chöre, soziokulturelle Zentren). In einem zweiten Schritt wurden dann über 600 aus dem ersten Schritt entwickelte Fragebögen an Kultureinrichtungen aller drei Sektoren versandt und bei einer Rücklaufquote von immerhin über 30 Prozent ausgewertet.
Hauptteile des Buchs bilden die Aus- und Bewertungen der beiden Befragungsschritte sowie der einzelnen Sparten. Wesentliche Stichworte aus Sicht der Leiter von Kultureinrichtungen für zukünftige Kulturmanager: „Brennen“ für den Beruf, gute Allgemeinbildung gepaart mit Spezialwissen, Kenntnisse in Projektmanagement und Organisation, interner und externer Kommunikation, Aufbau und Pflege von Netzwerken, aktive Praktika in verschiedenen Funktionen. Spannend dann die Gesamtauswertung, beginnend mit der Frage, welche Kriterien für ein Einstellungsgespräch mit einem Kulturmanager vorrangig sind: 1. Sozialkompetenz, 2. Verantwortungsgefühl, 3. Eigenständige Persönlichkeit, 4. Kommunikationsfähigkeit/Eloquenz. Alle anderen Eigenschaften erscheinen nachrangig, nach dem Motto „das kann man noch lernen“. In Tabellen und aussagekräftigen Abbildungen werden alle Antworten anschaulich illustriert. Bei den Spartenauswertungen sei besonders auf die Sparte Musik hingewiesen: In rund einem Drittel der befragten Musikbetriebe arbeiten bereits Kulturmanager. Die Bereitschaft, in Zukunft weitere Kulturmanager einzustellen, ist in der Musiksparte, verglichen mit den anderen Sparten, sehr hoch. Besonders hohe Erwartungen stellt die Musiksparte an Marketing-Techniken – offenbar der Bereich, der vor allem in der Praxis der Orchester immer noch zu kurz kommt.
Fazit: Wer als Student im Kulturmanagement sein Studium praxisorientiert ausrichten will, bekommt mit diesem Buch eine hervorragende Orientierung. Aber für diejenigen, die an der Auswahl von Leitungspersonal für Kulturbetriebe mitwirken, wird das Buch zahlreiche Anregungen und Hilfestellungen für die richtigen Schwerpunkte und Abwägungen bei einer Personalentscheidung liefern.
Gerald Mertens

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