Weber, Karlheinz
Ihre Majestät die Posaune!
Eine Entdeckungsreise
Während eines langen Berufslebens habe ich nicht nur Posaune geblasen, sondern auch alles über die Posaune in Erfahrung zu bringen versucht, so die einführenden Worte von Karlheinz Weber in seinem Band Ihre Majestät die Posaune! Eine Entdeckungsreise.
Der ehemalige Soloposaunist des Gürzenich Orchesters Köln legt im wahrsten Sinne des Wortes eine Entdeckungsreise vor. Fundiert, detailreich und anschaulich breitet Weber die Ergebnisse seiner jahrzehntelangen Forschungen zu dem Blechblasinstrument in zwei großen Kapiteln und einem mehrfach unterteilten Anhang aus. Im ersten Kapitel wird die geschichtliche Entwicklung des Blasinstruments beginnend in vorchristlicher Zeit bis hin zur Posaune im Medienzeitalter in seinen kulturellen, ästhetischen und sozialen Kontexten beleuchtet. Aspekte der Instrumentenentwicklung wie beispielsweise die Frage nach der Zugtrompete als Vorstufe zur Posaune, der Besetzungspraxis oder dem Repertoire werden ebenso behandelt wie die Künstlerbiografien von Paul Weschke, Joseph Serafin Alschausky und Arthur Pryor. In einem weiteren Kapitel finden sich Informationen über Bau, Funktionsweise und Spieltechnik. Einem Abschnitt zur bläserischen Atmung folgen umfangreiche Auflistungen noch erhaltener historischer Instrumente, verschiedener Zinkenisten-Ordnungen, Komponisten und ihrer Werke für die Posaune sowie Instrumentalisten.
Manchmal scheinen die 206 Seiten zu wenig zu sein für Ihre Majestät: Das Spektrum, welches Weber angeht, ist riesig. Dass ein solches Buch nicht erschöpfend sein kann, liegt auf der Hand, wie auch der Autor in seinem Vorwort im Bewusstsein der Unvollständigkeit eingesteht. In fast jedem der zahlreichen Unterkapitel, manchmal nur eine halbe Seite lang, kommen spezielle Details zum Vorschein. Zuweilen wünscht man sich etwas weniger Fülle an Information und dafür mehr Tiefe bei den Einzelthemen wie beispielsweise über das Repertoire im Barockzeitalter oder die deutsche Posaune im romantischen Orchester. Die Geschichte der Posaune aus einer individuellen Perspektive liegt hier vor. Spannend ist, dass diese Zeilen von einem Instrumentalisten stammen, der sich neben der Musizierpraxis oder vielmehr mit dem Wissen um die Praxis der intensiven Aufarbeitung diversen historischen Materials zu seinem Instrument verschrieben hat.
Dankenswert, dass Karlheinz Weber all jenes fand, zusammentrug und seine Sammlung auch einem interessierten Publikum außerhalb des Posaunen-Insiderkreises zugänglich machen möchte. Webers Buch macht sich daran, eine Literaturlücke zu füllen, auch wenn es dabei nicht ganz ohne Konkurrenz auskommt. Besonders die englischsprachige Fachliteratur bietet Vergleichsmomente, wie z.B. Trevor Herberts “The Trombone”. Auch aus instrumentenkundlicher Perspektive eine in jedem Falle lesenswerte Schrift. Zur besseren Handhabbarkeit wären ein Stichwort- bzw. Personenregister hilfreich.
Juliane Bally


