Werke von Mozart, Schumann, Brahms und anderen

Contrasts

Sharon Kam (Klarinette), Ori Kam (Viola), Matan Porat (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Orfeo
erschienen in: das Orchester 01/2020 , Seite 78

Dies ist eine CD des geradezu schwelgerischen Überschwangs. Sharon Kam (Klarinette), Ori Kam (Viola) und Matan Porat (Klavier) gestalten das Kegelstatt Trio für Klarinette, Viola und Klavier Es-Dur KV 498 von Wolfgang Amadeus Mozart mit einer erstaunlichen klanglichen Dichte. Der Doppelschlag als motivischer Kern sticht klar und deutlich hervor. Klangliche Reize dominieren bei dieser Wiedergabe in jedem Fall. Kontrapunktische Spitzfindigkeiten treten beim Menuett heraus, was auch beim g-Moll-Trio auffällt. Innere Ausgewogenheit beherrscht hier außerdem das abschließende Rondo, wobei mit erfrischender Lebendigkeit musiziert wird.
Die Märchenerzählungen von Robert Schumann op. 132 überzeugen in jedem Fall aufgrund des konzentrierten Zusammenspiels der einzelnen Instrumente. Die Zusammenstellung der Instrumente entfaltet dabei tatsächlich eine ganz eigentümliche Bewegung. Und der betont romantische Charakter kommt bei den einzelnen Sätzen „Lebhaft“  oder „Mit ruhigem Tempo“ plastisch zum Ausdruck. Vor allem der leidenschaftliche Bewegungszauber dieser Musik bleibt so im Gedächtnis.
Bei den beiden Gesängen op. 91 von Johannes Brahms gehen die drei Musiker dann ganz aus sich heraus und erreichen einen erstaunlichen Klangfarbenreichtum. Wehmütige Verinnerlichung überzeugt beispielsweise bei der Vertonung von Friedrich Rückerts Gestillter Sehnsucht aus dessen Jugendliedern. Die Form entspricht dabei der barocken Dacapo-Arie, auch die kontrapunktische Setzweise der Bratschenstimme wird hier eindringlich umgesetzt. Das unerfüllte Sehnen dieser Musik mit ihrer ganz eigenen Dynamik verdeutlichen die drei Musiker ganz ausgezeichnet. So sind gerade diese beiden Gesänge am besten gelungen.
Einen starken Eindruck hinterlassen bei dieser klanglich differenzierten Aufnahme außerdem die Kontraste für Viola (original für Violine), Klarinette und Klavier, Sz 111 von Béla Bartók. Das folkloristische Kolorit wird dabei facettenreich herausgearbeitet. Der spieltechnische Zauber des dreiteiligen Werbetanzes (Verbunkos) und des rondoartigen Tanzes (Sebes) überrascht bei dieser klanglich ausgewogenen Einspielung aufgrund spieltechnischer Leuchtkraft und Klarheit. Und die Spannweite der harmonischen Intervalle erreicht eine elektrisierende Präzision. Der Geist der Volksmusik triumphiert deutlich.
Zum Abschluss überzeugt noch Jazzical 2 von Ilan Rechtman, einem 1963 geborenen israelischen Pianisten und Komponisten. Als Sohn des Fagottisten Mordechai Rechtman erfuhr Ilan Rechtman starke Förderung. Echtheit der Empfindung und souveräne technische Realisation fallen auch bei dieser geglückten Wiedergabe auf, wobei die thematischen Verbindungslinien in reizvoller Weise offengelegt werden. Ausgelassene Spielfreude überzeugt hier mit entwaffnender Präzision.
Alexander Walther

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