Victor Kalabis

Sonate

für Viola und Klavier op. 84, Partitur und Stimme

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott
erschienen in: das Orchester 02/2019 , Seite 63

Über Leben und Werk des tschechischen Komponisten Viktor Kalabis, der zusammen mit dem hierzulande bekannteren Petr Eben einer der prägenden Namen des kompositorischen Schaffens Tschechiens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde, ist im deutschsprachigen Raum wenig bekannt. Die vorliegende Ausgabe der Sonate für Viola und Klavier gibt außer den Geburts- und Sterbejahren leider keine Informationen preis. So musste eine Internetrecherche weitere Hintergrundinformationen liefern.
Die Besetzung Prags durch die Nationalsozialisten verhinderte zunächst ein musikalisches Studium des 1923 geborenen Victor Kalabis. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Fabrikarbeiter und verfolgte nebenbei seine pianistische und kompositorische Ausbildung mit ersten Tätigkeiten als Chorleiter und Kammermusiker. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, bereits 22 Jahre alt, studierte er am Conservatorium in Prag und an der Musikakademie. Auch dann setzte seine Weigerung, der kommunistischen Partei beizutreten, seiner Karriere wohl zunächst politische Grenzen. Nach anfänglicher Tätigkeit als Musikredakteur am Prager Rundfunk begann sein internationaler Durchbruch ab etwa 1957, als seine Solokonzerte zunächst in Paris, aber dann auch bei anderen international renommierten Orchestern, unter anderem mit solch hochrangigen Solisten wie Josef Suk und Janos Starker, Aufmerksamkeit fanden. Es entstand ein umfangreiches und vielfältiges Œuvre, überwiegend aus sinfonischen und kammermusikalischen Werken,
Die vorliegende Ausgabe seiner Bratschensonate im Schott-Verlag verdient daher besondere Aufmerksamkeit. Das durchkomponierte Werk gliedert sich formal in vier Teile, wobei der erste und der kurze vierte Teil die Komposition thematisch umklammern. Der klar akzentuierte Klaviersatz verwebt sich selbst in zuweilen dramatisch geführten Abschnitten mit der Bratschenpartie in großer Transparenz. Klanglich erinnern Passagen an Hindemiths Tonsprache, andere Abschnitte an Béla Bartók.
Nach einem ruhigen, aber dynamisch angelegten Alla Breve – Einstieg mit der Bezeichnung „Drammaticamente“ – folgt ein klanglich verhaltenes „subito Andante“ im 4/4-Takt. Dieser geht über in den dritten, „Poco vivo“ betiltelten Teil im 6/8-Takt. Nahezu durchgängig bleibt dabei eine gerade Taktmetrik erhalten. Der dritte Teil der Komposition lebt sehr von einer Duolen/Triolen-Spannung zwischen Klaviersatz und Bratschenstimme. Es schließt sich in einer Art Reprise des Beginns ein kurzer Schlussteil an.
Die Dauer der Komposition ist mit 14 Minuten angegeben. Die leicht verständliche Struktur des Stücks, verbunden mit einem nicht unerheblichen Anspruch an Klangbildung und Intonationssicherheit, lassen das Stück auch geeignet erscheinen, das Bratschenrepertoire jugendlicher Wettbewerbsteilnehmer im Bereich der klassischen Moderne zu erweitern.
Uwe Gäb

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support