Werke von Debussy, Hindemith, Absil und anderen

Chansons françaises

NDR Chor, Ltg. Philipp Ahmann

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Es-Dur
erschienen in: das Orchester 01/2019 , Seite 73

Zum Abschied noch einmal eine CD. Chansons françaises lautet der Titel der letzten von insgesamt vier CDs, die Philipp Ahmann mit dem NDR Chor aufgenommen hat. 2008 übernahm er den Hamburger Chor und profilierte ihn seitdem als Kammerchor mit 28 Sängern und Sängerinnen. Gründungsdirektor Max Thun hatte in der Nachkriegsära mit einem fast doppelt so starken Ensemble noch eine Vielseitigkeit von Oratorium, Oper und Operette angestrebt.
Sein Klangideal umschrieb Ahmann vor zwei Jahren als „Suche nach einem gemeinsamen Klang, nach den gleichen Vokalen, der gleichen Vokalfärbung. Generell würde ich sagen, dass wir einen reinen Klang anstreben, ohne dabei eine gewisse Klangfülle und Wärme zu verlieren. Wenn man das mit dem Chor erreicht, kann man wirklich zu beglückenden Ergebnissen kommen.“
Wie auf der neuen CD. Klassiker der französischen A-cappella-Literatur wie die Chansons von Debussy, Poulenc und Ravel treffen mit weniger Bekanntem wie Jean Absils Le Bestiaire (nach Apollinaire) oder Darius Milhauds Quatrains Valaisans (Vierzeiler aus dem Wallis, nach Rilke) zusammen. Immer betört der Chor mit einer auffälligen Geschmeidigkeit und Flexibilität im Klang, mit der ihm noch die feinsten Nuancierungen gelingen, ohne dass man den Eindruck von artistischer Selbstgefälligkeit hat. Das „Dieu“ am Beginn von Debussys Dieu! qu’il la fait bon regarder!, ein schlichter Akkord, lässt der Chor ganz natürlich aufblühen und wieder vergehen und vermittelt so den Eindruck staunender Bewunderung angesichts der von Gott geschaffenen Schönheit der Liebsten. Maßvoll und zurückhaltend, aber mit großer Eindringlichkeit singt das Ensemble dieses Werk.
Philipp Ahmann lässt die Musik in einem einzigen Grundtempo fließen, der Chorklang wird ganz aus der Grundhaltung vollkommener Homogenität und Verschmelzung der Register entwickelt.
In mehreren Werken auf dieser CD kommen Solisten aus den eigenen Reihen zum Einsatz; schlanke, ausdrucksstarke Stimmen, aus deren Kombination sich eben dieser unübertroffen runde Chorklang ergibt. Zu Monochromie führt das keineswegs, wie unter anderem Jean Absils Le Bestiaire belegt. Hier zeigt sich der Chor ungemein wandlungsfähig und bezaubert mit blitzschnellen dynamischen Wechseln, sauberer Artikulation, quellklarem Parlandostil und einer ordentlichen Portion Witz und Charme. Hervorzuheben ist zudem die sehr gute Aussprache des Französischen. Die Musik der Gegenwart ist mit der Cantate Isis für Fagott und gemischten Chor von Philipp Schoeller vertreten. Den rätselhaften Text, der auf den Kult um die Totengöttin Isis anspielt, splittet der Komponist in einzelne Phoneme auf und schichtet sie zu Klängen, die sich im Zeitlupentempo verändern. Der NDR Chor lässt die Musik leuchten, funkeln und schillern.
Die CD ist eine Studioproduktion und wurde von der C2-Medienproduktion in Hamburg produziert. Aufnahmeort war das Rolf-Liebermann-Studio in Hamburg. Die A-cappella-Stücke wurden 2017, das Werk von Schoeller bereits 2013 aufgenommen.
Mathias Nofze

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