Edward Elgar/Peter Tschaikowsky

Elegien

Cellokonzert (Streicherfassung)/Elegie // Streicherserenade. Bálint Gergely (Violoncello), Preußisches Kammerorchester, Ltg. James Lowe

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Uckermärkische Kulturagentur gGmbH Prenzlau
erschienen in: das Orchester 07-08/2018 , Seite 67

Durchweg melancholisch
gestimmt, reflektiert das 1919 vollendete Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85 von Edward Elgar einerseits die vorangegangenen überaus produktiven Schaffensjahrzehnte des erfolgreichen Glanz&Glamour-Komponisten als auch dessen seelische Erschütterungen nach dem Zusammenbruch der imperialen Victorianischen Epoche. Er versah es am Partiturende mit den Worten „Finis R.I.P.“ – es wurde sein letztes vollendetes Werk und die Uraufführung 1919 in der Londoner Queens Hall zum mehr oder weniger großen Fiasko. Sparsam orchestriert, fast nur mit Holzbläserzutaten, zeichnet sich das Werk durch eine enorme Transparenz aus und gibt dem fast unentwegt agierenden Solisten reichlich Streichfutter zur Entfaltung eines gefühlsintensiven Spiels.
Von den Möglichkeiten melodischen Singens ohne Ende waren Bálint Gergely, Solocellist des Preußischen Kammerorchesters aus Prenzlau, und Chefdirigent James Lowe angetan, die das Opus Anfang November vorigen Jahres im Kultur-und Plenarsaal Prenzlau in einer Fassung für Streichorchester aufgenommen haben. Wer sie verfertigt hatte, verschweigt allerdings das Booklet. Auf Nachfrage beim Produzenten stellte sich heraus, dass die der Einspielung zugrunde liegende Fassung von Gergely/Lowe stammt, die auf einer reichlich fehlerhaften Bearbeitung von Thomas Fuschelberger beruht, der wiederum auf einen Klavierauszug zurückgriff.
Reichlich verworren das Ganze also, aber in seiner klanglichen Realisierung durchaus bemerkenswert. Auch wenn das Raffinement der
ursprünglichen Kolorierung nun nicht mehr seinen Zauber verbreiten kann, besticht das von vier ersten Geigen gleichsam minimalistisch angeführte Ensemblespiel durch intonationssaubere und voluminöse Geschmeidigkeit. Nicht weniger überzeugend, wie Dirigent und Solist die Fähigkeit besitzen, die Musik ganz für sich zu gewinnen. Für seine gefühlsstarken, von singender Intensität bis draufgängerisch-analytischem Scharfblick bestimmten Deutungsabsichten bevorzugt Bálint Gergely einen kraftvollen Bogenstrich, der mit dem üppigen Streichersound bestens harmoniert.
Passend zu den „Elegie“-Intentionen dieser stimmungsdichten Silberscheibe gibt es aus Elgar’scher Feder mit Elegy for Strings op. 58 noch eine zarte, bittersüße Trauermusik zu erleben, die nachdenklich und verinnerlicht, aber nicht niederdruckend vom Verlust eines Freundes kündet. Nicht weniger stimmungsdicht musizieren die „Preußen“ auch den „Elegie“-Satz aus Tschaikowskys Streicherserenade C-Dur op. 48, in dem Konzertmeisterin Aiko Ogata mit Pizzicato-Raffinement brilliert.
nsgesamt eine sehr flexible, unverschwommene, temperamentvolle, detailfein ausgeleuchtete Wiedergabe voller Leichtigkeit und schwebender Eleganz zwischen Sinfonie und Streichquintett.
Peter Buske

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