Penderecki, Krzysztof

Lichén-Fanfara

für Blasinstrumente, Paritur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2013
erschienen in: das Orchester 10/2015 , Seite 71

Krzysztof Penderecki ist einer der populärsten und vom Publikum anerkanntesten Komponisten unserer Zeit. Viele seiner Vokal- und Instrumentalwerke gehören mittlerweile zum Standardrepertoire in den Konzertsälen der Welt und so ist es nicht verwunderlich, dass jeder Neukomposition des polnischen Meisters, der in diesem Jahr seinen 82. Geburtstag feiern wird, große Beachtung zuteil wird.
Lichen Stary, der Namensgeber dieser Fanfare, ist ein kleiner Ort mit nur 1100 Einwohnern, der etwa auf halber Strecke zwischen Poznan und Lódz liegt. In dem in Polen sehr bekannten Wallfahrtsort wurde 1994 der Grundstein für die Basilika der Allerheiligsten Maria von Lichén gelegt, welche heute mit dreischiffiger Basilika mit Zentralkuppel und Querschiff die größte Kirche Polens und die achtgrößte Kirche Europas ist.
Lichén-Fanfara ist ein Originalwerk für Blasinstrumente (4 Klarinetten in B, 2 Fagotte, 4 Hörner in F, 1 Trompete in C im Saal, 3 Trompeten in C, 4 Posaunen, 1 Tuba) und entstand zur Weihe des Marienbilds in der Basilika der Muttergottes von Lichén am 2. Juli 2006.
Wie aus der Tiefe steigt in einem leisen Andante mosso ein überaus durchsichtig komponierter Choral in F-Dur aus den zunächst drei, später vier Posaunen im 3/2-Takt auf, welcher von den Trompeten übernommen wird, die von den Hörnern mit einem winzigen, fanfarenartigen Motiv in ihrem zarten, tonalen und überaus melodischen Spiel unterstützt werden, das wie in der Tradition Bruckners anmutet. Penderecki lässt die Holzbläser sich in das Klangbild einfügen und sucht die Einheit, statt Gegensätze und Klangunterschiede auszuspielen, was dem Gesamtbild der Lichén-Fanfara sehr bekommt.
Eine besondere Spannung verleiht dem Stück die im Saal aufgestellte Ferntrompete, die eine beinahe volksliedhafte Choralmelodie bläst. Nachdem die anderen Orchesterinstrumente in dieses Thema eingestimmt haben, leiten die Klarinetten mit ihren abwärts drängenden, kurzen Motiven den Höhepunkt der Fanfare ein, der sich durch eine Phrase voller, aus den Klarinetten schmetternder Triolen zu einem fulminanten Schluss in Des-Dur entwickelt.
Instrumentaltechnisch gesehen ist die Musik eher einfach zu spielen, was aber ihren klanglichen Reiz keinesfalls schmälert. Im Gegenteil: Diese dreiminütige Fanfare ist ein wirkungsvolles und tiefgründig anmutendes Stück sowohl für Konzertsaal als auch Kirche, das sich schnell zu einem Klassiker für diese Besetzung entwickeln könnte.
Gewohnt übersichtliches und mit sinnvollen Stichnoten versehenes Notenmaterial sowie die benutzerfreundliche und praktische Möglichkeit eines Downloads über die Internetplattform Notafina sind neben der fantastischen Musik zusätzliche Pluspunkte dieser grandiosen Neuerscheinung.
Kristin Thielemann

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