Reger, Max

Canzone

op. 65 Nr. 9 für Oboe und Orgel, Bearbeitung von Markus Ewald, Partitur und Stimme

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Befoco Music
erschienen in: das Orchester 11/2017 , Seite 61

Wohl als Nachhall zum 100. Reger-Todestag vergangenes Jahr kam jüngst diese neue Bearbeitung der Canzone aus den 12 Stücken für Orgel op. 65 von Max Reger heraus, die er 1902 komponierte und die die Empfindungswelt Johann Sebastian Bachs widerspiegeln. Neben allerlei barocken Suiten-Formen wie Rhapsodie, Praeludium, Fuge oder Toccata findet sich als Nr. 9 die langsame, etwa sechs bis sieben Minuten dauernde Canzone in Es-Dur.
Immer wieder gab und gibt es von Reger-Werken – und zwar nicht nur von denen aus op. 65 – zahlreiche Bearbeitungen für ein Soloinstrument und Orgel, und schon vor einigen Jahren kam eine Bearbeitung der Canzone heraus. Bereits damals meinte der Herausgeber Hermann J. Busch, dass sich im Orgelwerk Max Regers einige Sätze ausgesprochen lyrischen Charakters fänden; dies in Form einer von reichen Harmonien begleiteten Cantilene, die auf einem Solo-Manual vorgetragen werden kann.
Für die vorliegende Ausgabe der Canzone für Oboe und Orgel, die in der Reihe „Musik für Oboe und Orgel“ des Coburger Befoco-music-Verlags ohne Jahresangabe erschienen ist, zeichnet der Organist Markus Ewald verantwortlich. Wer in dieser Ausgabe nach einem Herausgebernamen sucht, wird allerdings nicht fündig. Der interessierte Bläser oder die neugierige Oboistin muss die Homepage des Verlags bemühen, um den Herausgeber zu finden. Des Weiteren findet sich dort freundlicherweise ein MP3-File des Stücks. Das Hörbeispiel dauert eine Minute und 45 Sekunden; das sind 20 der insgesamt 68 Takte des Werks. Bernhard Forster spielt die Oboe und Bearbeiter Markus Ewald begleitet ihn, wobei Forster den Schluss des Takts 7 rhythmisch nicht korrekt spielt.
Die Ausgabe ist minimalistisch und auf das Wenigste reduziert. Es fehlen, wie erwähnt, nicht nur das Erscheinungsjahr und der Name des Herausgebers, sondern auch einige Zeilen als kleine Einführung und Information über die Intention der Einrichtung oder die Vorgehensweise. Vergleicht man die Noten mit der originalen Orgelstimme, kann man erkennen, dass Ewald durchgehend die Stimme der rechten Hand der Oboe zugeordnet hat, wobei sie in bequemer Lage spielt. Nur am Ende in den letzten beiden Takten oktaviert er die Oboenstimme und verdoppelt somit die Oberstimme der rechten Hand. Die oft zweistimmig verlaufende Melodielinie der linken Hand ist aufgeteilt: Die Oberstimme verlegt Ewald in die rechte Hand; das Pedal bleibt davon unberührt. In den relativ zahlreichen Pausen der Oboe von insgesamt 28 Takten (T. 9-12, 16-20, 30-32, 41-49 und 60-66) spielt die Orgel unverändert Original-Reger.
Das Tempo Andante con sostenuto im Dreivierteltakt ist sehr ruhig. Beim Hörbeispiel ist in langsamen Achteln gezählt, um das Kantable der Canzone mit goldenem Oboenton hervorzuheben. Sie ist beispielsweise als Zugabestück bestens geeignet und technisch nicht so schwierig. Der Interpret braucht jedoch einen langen Atem, um die sehr langen Phrasierungsbögen über mehrere Takte hinweg nicht zu unterbrechen.
Werner Bodendorff

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