Antonín Dvorák

Symphony No. 9 „Aus der neuen Welt” / Die Mittagshexe

Staatsphilharmonie Nürnberg, Ltg. Marcus Bosch

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Coviello Classics COV 91618
erschienen in: das Orchester 03/2017 , Seite 71

Unter dem seit 2011 amtierenden GMD Marcus Bosch haben Staatstheater und Staatsphilharmonie Nürnberg ordentlich an Fahrt aufgenommen. Seine Wagner-Produktionen (Meistersinger, Tristan und Isolde und aktuell der Ring) fanden und finden große Resonanz. Ebenso beachtlich ist der entstehende Dvorák-Zyklus auf CD.
Leider werden viele der frühen Sinfonien und auch die Tondichtungen des Tschechen im Konzertleben zu wenig beachtet. Auf der jetzt publizierten fünften CD ist mit der Sinfonie Aus der neuen Welt allerdings ein absolutes Schlachtross der Konzertprogramme und des Tonträgermarkts vertreten. Da­zu wählte man wieder einen Livemitschnitt, diesmal vom Mai 2016 aus der Nürnberger Meistersingerhalle. Es handelt sich um eine akzentuiert dirigierte Interpretation, die durch ihren Elan gefällt. Dem feurigen Finale gibt Bosch Druck und lässt das trittsichere Blech auftrumpfen. Auch der pastose Streicherklang nimmt sofort gefangen. Es herrscht ein kluger Umgang mit den Möglichkeiten dieses Orchesters, ohnehin ein Markenzeichen des Zyklus.
Es lohnt, ihn zu hören, denn die Nürnberger betonen als erfahrenes Opernorchester die unmittelbar ansprechenden Aspekte dieser Musik. Bisweilen wirkt das Ergebnis aber auch etwas dickflüssig und kompakt. Die Holzbläser haben kaum die Feinheit und Weichheit für die leisen Passagen des Largo wie bei der Top-Konkurrenz.
Bemerkenswert bühnennah klingt auf dieser CD übrigens auch Dvo­ráks Tondichtung Die Mittagshexe, die die neunte Sinfonie sinnvoll ergänzt. Immerhin wurden sie ja relativ zeitnah uraufgeführt: 1893 und 1896. Lesenswert und den amerikanischen Einflüssen in der Sinfonie Aus der neuen Welt nachspürend ist der Booklet-Text von Ansgar Menze. Sicher findet diese hoch auflösende Super-Audio-CD (SACD) – wie der gesamte Dvorák-Zyklus – in und um Nürnberg viele Käufer. Vor allem, wenn man die Konzerte der Staatsphilharmonie Nürnberg besucht, hat man ja ein ganz anderes Verhältnis zu diesem Produkt. Da der Deutschlandfunk mitproduzierte, wird die Aufnahme auch darüber hinaus verbreitet werden.
Auf dem nationalen und internationalen Markt dürfte es diese CD jedoch schwer haben. Es gibt zahlreiche hervorragende Einspielungen gerade dieser Sinfonie. Dazu muss man gar nicht in ferne Länder schauen. In Deutschland, sogar im selben Bundesland Bayern, haben die Bamberger Symphoniker kürzlich unter Robin Ticciati eine ausgezeichnete und sensibel durchleuchtete Einspielung von Dvoráks Neunter (ebenfalls auf SACD) vorgelegt, die international mithalten kann und innovative Akzente setzt. Damit kann diese neue Aufnahme aus Nürnberg kaum wirklich konkurrieren, auch wegen des im Vergleich dazu wenig transparenten Klangbildes. Aber vielleicht wollte man ohnehin nicht nach den Sternen greifen, sondern eine sehr ordentliche Liveaufnahme aus einem Guss präsentieren. Das ist gelungen.
Matthias Corvin

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