Werke von Beethoven, Schumann und Mozart / Françaix

Equal

Sebastian Bohren (Violine), Chaarts Chamber Artists

Rubrik: CDs
Verlag/Label: RCA Red Seal 88985317172
erschienen in: das Orchester 02/2017 , Seite 63

Nomen est omen: Equal heißt die Debüt-CD des Ensemble Chaarts. Gleichberechtigt sollen alle Musiker des Ensembles sein, keiner darf sich verstecken, alle sollen gleichsam am Schaffensprozess beteiligt sein. Das junge Kollektiv speist sich vorwiegend aus aktiven und ehemaligen Kammermusikensembles aus der Schweiz und Deutschland, u.a. Tecchler-Trio, Carmina-Quartett, casalQuartett, Julia-Fischer-Quartett, Gemeaux-Quartett, Petersen-Quartett, Schumann-Quartett, Gala­tea-Quartett, Mond­rian-En­semble, Rastrelli-Quartett, Ensemble Raro, Niziol-Quartett, Duo Calva, Swiss Chamber Soloists sowie freischaffenden Musikern aus allen Sparten und setzt sich für seine Programme jeweils spezifisch zusammen.
Chaarts hat sich entschieden, grundsätzlich auf einen Dirigenten zu verzichten – nicht gerade der einfache Weg. Denn ohne Dirigent muss jeder einzelne Musiker eines Orchesters noch mehr auf die Kollegen achten und zudem gute Partiturkenntnisse aufweisen können. Dieser Herausforderung sind die Musiker von Chaarts durchaus gewachsen.
Solist der Aufnahme ist der Geiger Sebastian Bohren, der bei Chaarts auch als Ensemblemitglied und Kammermusiker mitwirkt. Mit Beethovens Violinkonzert setzen er und das Ensemble das Hauptwerk der CD sogleich an den Beginn. Dies erscheint ziemlich ungewöhnlich, kann aber auch unvermittelt, ohne große Umwege, das passende Statement vermitteln. An diesem Werk wird sofort erkennbar, dass das Fehlen des Dirigenten ein durchaus positiver Aspekt sein kann. Es bewirkt beispielsweise, dass das Orchester noch mehr auf den Solisten eingehen muss und dass das Orchester und der Solist noch mehr im musikalischen Austausch stehen, als wenn noch ein Dirigent dazwischengeschaltet wäre. Das Ergebnis ist ein nahezu kammermusikalisches Musizieren und ein Aufeinanderhören, wie es sonst eigentlich nur bei Kammerorchestern möglich wäre. Solist und Orchester treten dabei als gleichberechtigte Partner auf, die Interpretation wirkt klanglich ausgefeilt und überzeugend durchgeformt.
Auch beim zweiten Werk dieser CD, Robert Schumanns Fantasie für Violine und Orchester, überzeugt der Solist Sebastian Bohren mit seinem klangschönen und sensiblen Spiel. Chaarts begleitet feinfühlig und aufmerksam. Die Fantasie gehört zum Spätwerk des Komponisten und konnte sich im Konzertleben nicht so recht durchsetzen. Die Interpreten zeigen eindrücklich, dass das Werk zu Recht eine besondere Anerkennung verdient.
Das letzte Werk der CD ist Mozarts Nonett, von Jean Françaix für Streichquintett und vier Bläser bearbeitet. Durch die hinzugefügten Streicher entstehen zusätzliche instrumentale Farbnuancen, was eine raffinierte Klangbalance bewirkt. Chaarts setzt dies sehr wirkungsvoll um. Jeder Musiker fügt seine Einzel­stimme überzeugend in die große Werkarchitektur ein. Der Gesamtklang wirkt transparent und homogen. Die Aufnahme ist ein sehr gelungenes Debüt auf dem Plattenmarkt. Man darf gespannt sein, welche Projekte in Zukunft von diesem Ensemble kommen werden.
Mano Eßwein

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