Frédéric Chopin / Joseph Elsner

Fortepiano Trios

Trio Margaux

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Profil / Edition Günter Hänssler PH16069
erschienen in: das Orchester 01/2017 , Seite 70

Wie apart doch ein Hammerflügel sein kann – wie dieses vermeintlich starre, vermeintlich wenig wandelbare Instrument hier zum Leben erweckt wird und eine überzeugende Einheit mit (den) Streichinstrumenten bilden kann! Mit der Pianistin Beni Araki, dem Geiger Christoph Heidemann und Martin Seemann am Cello findet
in der Aufnahme von 2015 tatsächlich ein homogenes, gleich atmendes, gleich empfindendes Ensemble zueinander.
Selbst auf kleinstem melodischen Raum werden Energien und Klänge in faszinierender Agogik entfaltet. Leichtfüßig, unprätentiös, spielerisch präsentiert das Trio die Übergänge von Moll nach Dur (Elsner, Larghetto). Trotz gelegentlicher Übermacht des Pianos werden die stimmliche Abwechslung, die dramatischen Akzente und die gehämmerten Akkorde in Elsners Schlusssatz trefflich herausgearbeitet. Und auch Chopins Scherzo mit seiner dramatischen Frage-Antwort-Szenerie, die man vom großen Flügel kennt, ist bestechend in seiner Ausdrucksstärke, ebenso wie die fast grobe Spielweise im Finale. Von hinreißender Innigkeit ist der so zart verklingende dritte Satz.
Viele derartige Details könnten genannt werden – entscheidend ist jedoch diese durchgängige Harmonie, Verwobenheit des Margaux-Trios, das sich auf die Einstudierung klassischer und romantischer Werke auf historischen Instrumenten spezialisiert hat. Kein Instrument bleibt für sich, dominiert die anderen; selbst in solistischen Abschnitten bleiben alle drei wie unzertrennlich verbunden – was der eine oder andere Hörer als zu wenig klar beurteilen mag.
Das Virtuose Chopins erscheint in seiner mitunter ruppigen und darin sehr angemessenen Spielweise mit höchst differenzierter Dynamik ungemein plastisch und lebendig, durchwebt von fahlen, vibratolosen Passagen – spannend wie ein Kriminalfilm. Und der in der (öffentlichen und diskografischen) Musikwelt bislang so stiefmütterlich behandelte Joseph Elsner – in Polen aufgewachsener Schlesier und Lehrer Chopins übrigens – bereitet dank der Licht ins Dickicht der Stimmführung bringenden, dichten, gedrängten Wiedergabe durch das Margaux-Trio ein ebensolches Hörvergnügen und weckt – sogar mehr vielleicht noch als die vor einigen Jahren erschienene Aufnahme mit Kammermusik von E.T.A. Hoffmann – die Lust auf mehr.
Ganz nebenbei sei die gut austarierte Akustik der Berliner Andreaskirche erwähnt.
Carola Keßler

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