Werke von Herbert Baumann, Derek Bourgeois, Jan Koetsier, Michael Nyman und Steven Verhelst

Original

10forBrass

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 15365
erschienen in: das Orchester 11/2015 , Seite 85

Das junge Blechbläserensemble 10forBrass hat mit seiner ersten CD Portrait Aufsehen erregt. Frische, brillanter Klang, Engagement und Perfektion kamen da zusammen bei gelungenen und ganz unterschiedlichen Bearbeitungen. Im Konzertsaal sind 10forBrass auch ein Erlebnis. Nun liegt von der 2010 gegründeten Formation, die beim Deutschen Musikwettbewerb ausgezeichnet wurde und den zweiten Preis des Mendelssohn-Hochschulwettbewerbs gewonnen hat, die zweite Einspielung vor. Sie ist mutiger als die erste und geht das Risiko unbekannter Namen und Werke ein. Gut so, denn allzu viele Blechbläserensembles halten sich lieber an (oft nicht überzeugende) Arrangements als an Originalwerke. Damit wird die Entstehung neuer Brass-Werke leider nicht befördert.
Die Parade-CD zeitgenössischer Blechbläsermusik ist vielleicht Modern Times mit London Brass aus dem Jahr 1991, eine kongeniale Koppelung mit Werken unter anderem von Benjamin Britten, Iannis Xenaxis und Toru Takemitsu. Technisch kommt Original, die Aufnahme von 10forBrass, jedenfalls an die Engländer heran. Höchstens etwas mehr Avantgarde hätte noch dabei sein können, denn die Kompositionen von Verhelst, Bourgeois, Baumann und Koetsier gehen fast zu gut ins Ohr. Hervorragend gesetzt haben sie oft szenischen Charakter und erinnern unwillkürlich an Filmmusik – was nicht als Abwertung gemeint ist. Doch sind zeitgenössische Kompositions- und Spieltechniken eher die Ausnahme.
Grandioses Gegenbeispiel ist For John Cage von Michael Nyman (*1944), einem der bekanntesten Vertreter der Minimal Music. Die rhythmischen Muster und oszillierenden Farbteppiche in dem 1992 entstandenen Werk sind einfach nur betörend. Irrwitzig schwer zu spielen sind sie, hoch dazu, aber nicht zu schwer für 10forBrass. Sperrt man sich nicht gegen das Angenehme, kann man sich an dem neuen, schönen Klang einfach nur freuen. Etwa in einer für das Ensemble komponierten Fanfare des belgischen Komponisten Steven Verhelst (*1981), die es locker mit John Williams aufnehmen kann. Sehr abwechslungsreiche Programmmusik bietet die Suite William and Mary des Briten Derek Bourgeois (*1941) – während Per Ottoni von Herbert Baumann (*1925) sich nach entspanntem Beginn in ein hitziges Allegro steigert. Das Stück wurde 1986 komponiert, aber noch nie aufgenommen.
Vom holländischen Altmeister Jan Koetsier (1911-2006) hat 10forBrass die Brass Symphony op. 80 aus dem Jahr 1979 eingespielt, die zwischen liedhafter Melodik und neu-sachlichen Fanfaren pendelt. Koetsier war einer der Ersten, die sich systematisch mit Originalkompositionen für Blechbläser beschäftigten. Die Auswahl an Werken, nicht nur von ihm, ist inzwischen riesig. Man darf auf die nächste CD des Ensembles also schon gespannt sein – umso mehr, als die zehn Männer und zwei Frauen an Trompete, Horn, Posaune und Tuba sowie der Percussionist Martin Münzberg weiter auf höchstem Niveau und in bester Abstimmung spielen.
Johannes Killyen

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support