Schumann, Camillo

Sonate in F / Sonate Nr. 2 in D

für Horn und Klavier op. 118 / für Horn und Klavier, Urtext, hg. von Nick Pfefferkorn, Partitur und Stimme

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Pfefferkorn, Leipzig 2015
erschienen in: das Orchester 10/2015 , Seite 70

Der heute eher unbekannte Komponist Camillo Schumann (1872-1946) schrieb über 300 Werke für verschiedene Besetzungen, unter anderem zwei Sonaten für Horn und Klavier in F und in D. Seine musikalische Begabung zeigte sich wohl schon sehr früh als Kind. Als Zwölfjähriger, nachdem er schon mehrere Instrumente beherrschte, wurde er Dirigent einer Turmbläsergruppe. Nach seiner musikalischen Ausbildung in Leipzig und Berlin war er in Eisenach als „Großherzoglich Sächsischer Musikdirektor und Hoforganist“ sowie als Dozent für Orgel und Tonsatz tätig. Anstatt dem „Schönbergischen Zeitgeist“ des frühen 20. Jahrhunderts mit der Zwölftontechnik zu folgen, blieb er seinem romantischen Kompositionsstil treu. Da er die musikalischen Entwicklungen der damaligen Zeit nicht beachtete, wurde es für ihn sehr schwer, Verleger für seine Werke zu finden. Sein vollständiger Nachlass, nahezu ausschließlich Autografe, befindet sich in Privatbesitz. Ab 1914 bis zu seinem Tod lebte und komponierte er im sächsischen Bad Gottleuba nahe der Grenze zu Tschechien.
Die zwei Hornsonaten sind, wie fast alle seine Werke, noch nicht veröffentlicht worden und sind hier vorliegend als „Urtext“-Ausgaben zum ersten Mal in Druckform erschienen. Beide Exemplare haben das gleiche Vorwort in Deutsch und Englisch und haben zufällig die gleiche Spieldauer von ca. 27 Minuten. Stilistisch erinnern sie an Brahms, Liszt oder den klangvollen spätromantischen Rachmaninow.
Die Sonate in F (1911) besteht aus drei Sätzen: Der erste Satz Andante sostenuto/Allegro moderato enthält horntypische Themen mit vielen Dreiklangmotiven. Prägnante rhythmische Figuren (punktierte Achtel- und Sechzehntel-Noten, Triolen und Duolen) wechseln sich ab. Der zweite Satz ist ein lyrisches Andante cantabile. Im dritten Satz, Allegro con brio, stehen sich schnelle Staccato-Achtel und ein ruhiges und gesangliches Seitenthema, piano tranquillo, gegenüber. In der Hornstimme, mit einem Tonumfang von etwa zwei Oktaven, wurden die extremen Tonlagen vermieden. Beide Stimmen haben anspruchsvolle technische Anforderungen und zeichnen sich besonders durch die wundervolle Melodik aus.
Die Sonate in D (1936) entstand 25 Jahre später als die Sonate in F und ist in der gleichen spätromantischen Tonsprache komponiert. Sie besteht aus vier Sätzen: Andante sostenuto/Allegro con anima, Andante, Menuett und Allegro molto con brio. Die Sonate in D verlangt ähnliche technische Voraussetzungen wie die Sonate in F. Die wenigen Pausen in der Hornstimme verlangen größere Ausdauer des Bläsers. Als Schlusston für das Horn gibt es von Schumann eine nachgetragene Alternative (ossia) bis zum notierten c”’. Eine transponierte Hornstimme in F ist bei dieser Ausgabe zusätzlich beigelegt.
Die beiden Hornsonaten sind wertvolle Beispiele spätromantischer Kammermusik – und eine große Bereicherung.
Thomas Swartman

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