Werke von Claude Debussy, Carl Maria von Weber, Giachino Rossini und anderen

Enter Clarinet

Blaž Šparovec (Klarinette), Alma Klemm (Harfe), Jella Großmann (Kontrabass), Doležal Quartet

Rubrik: CDs
Verlag/Label: ClassicClips CLCL 131
erschienen in: das Orchester 07-08/2015 , Seite 78

Die Debüt-CD des erst 21-jährigen slowenischen Klarinettisten Blaž Šparovec zeigt eine mutige Programmauswahl, die den jungen Meisterschüler von François Benda als vielseitigen Musiker präsentiert.
Der mehrfache Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe, u.a. des Internationalen Holzbläserwettbewerbs Hülsta Woodwinds 2014, eröffnet die CD mit Claude Debussys Premiere Rhapsodie in einer kammermusikalischen Bearbeitung für Klarinette, Streichquartett und Harfe. Šparovec gelingt eine in jeder Phase überzeugende Interpretation dieser nuancenreichen und klangsensiblen Musik.
In Carl Maria von Webers Klarinettenquintett B-Dur op. 34 erlebt man den Klarinettisten als souveränen Gestalter mit vorzüglicher Tonkultur und einem brillanten Staccatospiel, das besonders im letzten Satz zum Tragen kommt. Dieser Satz wird durch seine technischen Fähigkeiten auch mit einem furiosen Schlussspurt glanzvoll beendet. Dass sich der junge Klarinettist noch nicht um eine werktreue Interpretation anhand der neuen Weber-Gesamtausgabe bemüht hat, sei hier nur am Rande festgestellt.
Die italienische Opernbühne ist die Plattform von Gioachino Rossinis Introduktion, Thema und Variationen, einer Komposition, die einer inst­rumentalen Bravour-Arie gleichkommt und in einer reduzierten Fassung mit Begleitung eines Streichquartetts eingespielt wurde. Die Virtuosität steht nunmehr ganz im Mittelpunkt und wird von Šparovec mühelos bis hin zu klangvollen Spitzentönen bewältigt. Bei Belcanto-Partien dürfte er sich aber noch etwas mehr Freiheiten genehmigen.
Mit Edisson Denissows zweisätziger Sonate für Klarinette solo erfolgt der Sprung ins 20. Jahrhundert. Spannungsvoll wird die dynamische Steigerung des ersten Satzes gestaltet, in dem auch die Sicherheit des höchsten Registers beeindruckt. Der dahinjagende zweite Satz verdankt seine Wirkung wieder dem exzellenten Staccato des Klarinettisten.
Mit großer Ernsthaftigkeit wird das Quartett für Klarinette und Streichtrio von Krzysztof Penderecki gestaltet. In den vier Sätzen Notturno, Scherzo, Serenade und Abschied kommt es zu einem intensiven, ausgefeilten kammermusikalischen Spiel, in dem die Mitglieder des Streichtrios aus dem Doležal Quartet – in der kompletten Originalbesetzung sind das Václav Dvorák und Ondrej Pustejovský (Violine), Martin Stupka (Viola) und Jan Zverina (Violoncello) – ihre gestalterischen Qualitäten ebenfalls eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Wer Enter Clarinet wörtlich nimmt und in die Musik dieser CD eintritt, wird mit siebzig Minuten klangschönem, temperamentvollem Klarinettenspiel des vielversprechenden Virtuosen Blaž Šparovec und seinen jungen Mitstreitern erfreut: dem seit 2008 in neuer Besetzung musizierenden, souverän agierenden Doležal Quartet, der in Debussys Rhapsodie nuancenreich spielenden Harfenistin Alma Klemm und der anpassungsfähigen Jella Großmann am Kontrabass.
Heribert Haase

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