Groslot, Robert
Chamber Music for Clarinet
Vlad Weverbergh (Klarinette), Jan Michiels (Klavier), Eline Groslot (Harfe), Tony Nys (Viola)
Der 1951 geborene Belgier Robert Groslot hat sich zunächst als Pianist und Dirigent mit dem von ihm gegründeten Orchester Il novecento einen Namen gemacht. Inzwischen nimmt das kompositorische Schaffen aber eine dominante Rolle ein. Sein uvre weist sehr viele Solokonzerte und Orchesterwerke auf. In den vergangenen Jahren wandte er sich verstärkt der Kammermusik zu. Der Klarinette hat er auch in jüngeren Jahren seine Aufmerksamkeit gewidmet, indem er einige Werke für den belgischen Klarinettisten Walter Boeykens schrieb, den er häufig als Pianist begleitet hat. Nun regte ihn Vlad Weverbergh, Schüler von Boeykens, zu weiteren Werken an, die neben einer früheren Komposition von 2010 alle innerhalb des Jahres 2013 entstanden sind.
Painted Curves für Klarinette und Streichquartett eröffnet die CD, ein viersätziges Klarinettenquintett, dessen kurze Sätze von Bildern von Beatriz Milhazes, Fred Tomaselli, Neo Rauch und Tom Wesselmann inspiriert sind. Typisches der Tonsprache Groslots findet sich darin in besonders gelungener Ausprägung: Kleinmotivik, musikalisches Dialogisieren, Dominanz der hellen Klangfarben, Spielfreude bis hin zur Virtuosität und offene Form, basierend auf erweiterter Tonalität und traditioneller Spieltechnik. Es folgen die sechs Miniaturen Wagners Moon für Klarinette und Klavier, die allerdings nur schwer nachvollziehbare Reflexionen über Richard Wagners Tristanakkord darstellen.
Die seltene Instrumentenkombination Klarinette und Harfe findet sich in drei Sätzen, die sich auf mittelalterliche Kompositionsmuster beziehen: Hoquetus, eine zivilisierte Battaglia, und ein verinnerlichtes Madrigal. Der französischen Musik nähert sich die Suite Parfums Ephémères an, die für Klarinette, Viola und Klavier gesetzt ist. Hier finden sich nicht nur in den Titeln der fünf Sätze Anspielungen auf Musik Debussys: Lhomme et la mer, Brumes et pluies, Allégorie, Le Masque und Sonnet dautomne. Stilistisch greift Groslot mit parallelen Akkorden und der Verwendung der Modalität auch auf impressionistische Stilmittel zurück. Zwischen diesen kammermusikalischen Werken spielt Vlad Weverbergh drei Solosätze: Statement für Bassetthorn, Reflection für Klarinette und das mit vielen Vorschlagsfiguren an Vogelrufe erinnernde äußerst virtuose Stück Conclusion für Es-Klarinette.
Der Klarinettist Vlad Weverbergh erweist sich auf der CD als äußerst versierter mit flexibler Tongebung spielender und den virtuosen Ansprüchen der Musik Groslots mühelos gewachsener Interpret. Gleiches gilt für seine Musizierpartner, allen voran für den Pianisten Jan Michiels. Ihnen gelingt es, in den knapp siebzig Minuten kurzweiliger und espritvoller Kammermusik Groslots auch wenn auf Dauer der etwas gleichförmige Kompositionsstil das Interesse ein wenig erlahmen lässt dessen Credo zu vermitteln: Ich möchte der Musik das Lächeln zurückgeben.
Heribert Haase


