Werke von Antonio Vivaldi, Luigi Boccherini, Giovanni Platti und anderen

Italienische Flötenkonzerte

Junko Ukigaya (Flöte), Klaudyna Schulte-Broniewska (1. Violine), Stefan Hunger (2. Violine), Eberhard Stoll (Viola), Thomas Georgi (Violoncello), Thomas Schmidt (Kontrabass), Mayuko Miyata (Cembalo)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Bella Musica BM312454
erschienen in: das Orchester 01/2015 , Seite 74

Italienische Flötenkonzerte vom Barock bis in die Romantik finden sich auf dieser CD mit der Querflötistin Junko Ukigaya, die von einem sechsköpfigen Ensemble um die Geigerin Klaudyna Schulze-Broniewska begleitet wird, das aus Musikern des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt besteht.
Das Programm beginnt mit Vivaldis Concerto Il Gardellino – in manchen Quellen auch Il Cardellino (deutsch: der Distelfink) genannt –, und in diesem so duftig und originell komponierten Werk wird der Hörer auch gleich auf die Schwäche sowohl des Ensembles als auch der Flötistin gestoßen: Was leicht und virtuos klingen, frei und schwebend gestaltet werden sollte, wirkt hier massiv, klingt hart und metronomisch festgehalten. Dabei bemühen sich Ensemble und Solistin durchaus um Phrasierung – aber das allein reicht nicht. So kann man sich angesichts schon des ersten in eher gemächlichem Tempo angegangenen Satzes und der großenteils geradezu metronomisch gespielten Flötensoli nur wundern, wo so ein Distelfink denn diese Präzision herhaben sollte.
Das Continuo beschränkt sich im Großen und Ganzen auf eher weniger mitreißendes Akkordspiel, aber auch bei den anderen Musikern passiert wenig, ist kaum Dynamik, Agogik, Artikulation zu verzeichnen. Erste Priorität scheint nicht etwa der musikalische Ausdruck zu sein, sondern die Erzeugung eines möglichst glanzvollen Schönklangs (mit einer gewissen Tendenz zu „oben laut, unten leise“), für den die Musiker auch höchst unziemliche Dosen von Vibrato einsetzen. Das steht dieser Barockmusik so gar nicht an, sondern lässt sie nur dick und schwer wirken. Noch dazu, da die Streicher sich in der Überzeugung zu wiegen scheinen, dass hart gleich Barock sei: Da klingt so mancher höhere Ton geradezu schneidend. Schön immerhin der Klang der Flöte, die in allen Lagen rund und strahlend agiert.
Gut, Vivaldi (und auch die anderen Komponisten auf dieser CD) hat natürlich nicht für moderne Instrumente komponiert. Aber die Mankos dieser Aufnahme haben nichts mit den Instrumenten zu tun, sondern allein mit der Art und Weise, wie diese gespielt werden – nämlich einfach langweilig.
So kann man sich auch über Boccherinis Konzert für Flöte nur bedingt freuen (obgleich seine etwas weniger rhetorisch orientierte Kompositionsweise die Schönklangtendenzen besser verkraftet), und auch Plattis Flötenkonzert G-Dur gerät zu gleichförmig, um zu faszinieren. Etwas besser wird dies in Saverio Mercadantes recht romantisch angelegtem Konzert e-Moll, in dem sich die Musiker stilistisch hörbar mehr zu Hause fühlen. Doch so richtig spannend gelingt’s auch hier nicht. Dazu fehlt es einfach an der expressiven Gestaltung von Melodielinien, an dynamischer und agogischer Expressivität.
Das Booklet ist optisch und inhaltlich eher sparsam bestückt.
Andrea Braun

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