Köper, Karl-Heinz
Swing-Phonie Nr. 1
für großes Orchester, Partitur
Karl-Heinz Köper, geboren 1927 in Hannover, war ein Gratwanderer zwischen Unterhaltungs- und Ernster Musik. Nach ersten größeren Erfolgen zwischen 1955 und 1959, in denen er bei F.E.C. Leuckart und überwiegend bei Edition Modern München verlegte, entschloss sich Köper zur Selbstvermarktung als Komponist. Unzählige Aufführungen ließen ihn zu einem der meistgespielten Urheber seines Genres werden. Durch eine schwere Krankheit in Köpers letztem Lebensjahrzehnt war es seit der Jahrtausendwende etwas ruhiger um ihn geworden. Er starb 2011, gilt jedoch weiterhin als einer der erfolgreichsten Komponisten der 1960er bis 1990er Jahre im Bereich der gehobenen Unterhaltungsmusik. Dabei ist und bleibt er eine Ausnahmeerscheinung unter den zeitgenössischen deutschen Komponisten, nachdem er Musik sowohl für Sinfonieorchester als auch für sinfonisches Blasorchester auf überaus anspruchsvollem Niveau schrieb.
Karl-Heinz Köper arbeitete eng mit den deutschen Rundfunkorchestern zusammen, die eine Vielzahl seiner Kompositionen einspielten. Leider konnte der Kölner Verlag Dohr, der seine alten Erfolge nun neu belebt, indem er 2012 den Gesamtkatalog von Köpers Selbstverlag übernommen hat, nicht dessen gesamtes Verlagsarchiv retten. Scheinbar wurden einige erhaltene Tonbandaufnahmen von einer wenig musikalischen Erbin entsorgt, nachdem diese vermutet hatte, dass man Derartiges heute nicht mehr abspielen könne. Glücklicherweise gibt es inzwischen wieder weltweit Nachfragen seiner Werke im In- und Ausland.
In Köpers Musik reichen sich stets Elemente aus Jazz und Tanzrhythmen, gewürzt mit einer Portion Witz und Ironie, die Hand. Neben klangvollen Werken wie dem Pop-Corn-Concerto, seinen Bavariationen, Tuba Tabu oder einer Trombonanza für Posaune, erschien 1969 auch vorliegende Swing-Phonie Nr. 1 für großes Orchester. Letztere besteht aus drei Sätzen, die von einem klangvollen Bläserapparat, einer Perkussionsgruppe und bis auf den Hinweis, dass lediglich ein Kontrabass zu verwenden sei einem klassisch besetzten Streicherensemble in neun Minuten interpretiert werden sollen. Obwohl der Kopfsatz mit Allegro con spirito betitelt ist, überwiegen zunächst Klangflächen auf der Basis einer swingend gezupften Walking-Bass-Line. Trompeten und Violinen spielen sich immer virtuoser werdende Motivskalen zu, die in einer chromatischen Kaskade zwischen Flöten und Klarinetten ihren Höhepunkt erreichen, um in ein rhythmisches Fortissimo zu münden. Ein Blues, transparent orchestriert und von melancholischem Kolorit vorwiegend der Hörner und Klarinetten, scheint wie die Ruhe vor dem Sturm, der im Ostinato presto des Schlusssatzes losbrechen wird. Die Maracas-Gruppe (auch Bongos und Pauke) hämmert durchgehend Achtelketten zwischen die Wellenbewegungen der Violinen. Flöten und Klarinetten triumphieren in aufgepeitschten Höhen über den rhythmischen Akzenten der Hörner und Posaunen.
Ein Feuerwerk aus Rhythmus und Klang, das hoffentlich demnächst wieder live erschallen wird können.
Kathrin Feldmann


