Hochradner, Thomas (Hg.)
Barockmusik
Diskurs zu einem Interpretationsprofil
 	Symposiumsberichte geraten häufig, wenn auch keinesfalls immer, zu Sammelbänden zu Themen unterschiedlicher Couleur und teilweise auch unterschiedlich tiefgründiger Erkundung der Materie. Der hier vorliegende Band gehört leider zu den Vertretern eben jener Tendenz; ein wirklich roter Faden ist, nicht zuletzt durch die freie Themenwahl der Referate, nur schwerlich erkennbar  insbesondere nicht mit Blick auf den Titel des Bandes. Es geht eben nicht um die Interpretation von Barockmusik, sondern im weitesten Sinne um Beiträge zu einer Historie der Interpretation von Musik auf alten oder nachgebauten Instrumenten.
 	Elf Beiträge befassen sich mit der Thematik auf ganz unterschiedliche Weisen, von allgemeineren Überlegungen zu der Brechung der Vergangenheit durch die Brille der sogenannten historisch informierten Aufführungspraxis und der Schaffung der Epoche des Barock über unterschiedlichste Fragen an die sogenannte, aber heute eben schon lange nicht mehr fest umreißbare Alte-Musik-Bewegung und spezielle Interpretations- und Spieltechniken sowie die Nutzung alter Instrumente in Neuer Musik bis hin zur praktischen Seite der Ausbildung im Bereich Alte Musik an Universitäten.
 	Dass aus diesem ambitionierten Spektrum kein in sich geschlossenes Ganzes erwachsen kann, überrascht kaum. Doch noch weniger gelingt: Die Vorträge stehen nicht selbstständig nebeneinander, sondern werden durch Zusammenfassungen der ihnen folgenden Diskussionen (die sich teilweise in Banalitäten erschöpfen) voneinander getrennt, die eigentlich durch Lektorat oder Autor den einzelnen Texten hätten inkorporiert oder weggelassen werden können. Bedenkt man, dass das Lektorat fast zwei Jahre zur Veröffentlichung Zeit hatte, muss hier von bedauerlichen Versäumnissen gesprochen werden, nicht zuletzt, da die Beiträge durch die unterschiedlichen Zugänge nicht in Interaktion treten können, der Band aber auch nicht jene klare Struktur aufweist, die ihm gut getan hätte.
 	Insgesamt ist zu sagen, dass die einzelnen Beiträge in einer mittelmäßigen Präsentation nahezu untergehen, dass sie nicht einmal jenes Gewicht erhalten, das ihnen etwa in einer Zeitschrift für Alte Musik, die naturgemäß mit disparater Themenstellung hantiert, zuteil geworden wäre. Dass Namens- und Sachregister fehlen, beeinträchtigt zusätzlich die Nutzbarkeit des Bandes.
 	Jürgen Schaarwächter


            
            
            