Ingo Hoddick

WUPPERTAL: Todesnähe auf D

Das Sinfonieorchester Wuppertal verbindet Bernd Alois Zimmermann mit Anton Bruckner

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 9/2024 , Seite 56

Das neunte Sinfoniekonzert in der Historischen Stadthalle Wuppertal bot ein außergewöhnliches, auf den zweiten Blick aber naheliegendes Programm. Im Mittelpunkt stand die Sinfonie Nr. 9 d-Moll WAB 109 von dem vor 200 Jahren geborenen Anton Bruckner. Sie hat nur drei Sätze, die aber gut eine Stunde dauern. Der Komponist begann die Arbeit daran 1887, vollendete den langsamen dritten Satz 1894, brach dann aber die Arbeit an einem finalen vierten Satz ab, weil er wusste, dass er unheilbar krank war – er starb 1896. Nun rahmen zwei spirituell vertiefte Sätze ein teuflisch-materialistisches Scherzo. Die musikalische Sprache wirkt insgesamt kantiger, ja schroffer, das Scherzo scheint geradezu in einen Abgrund zu schauen. Im abschließenden Adagio nimmt Bruckner Abschied vom Leben, indem er erstmals aus eigenen Werken zitiert, nämlich aus dem „Miserere“ der Messe Nr. 1 d-Moll sowie am Schluss aus dem langsamen Satz der achten und dem Beginn der siebten Sinfonie.

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