Szymanowski, Karol
Works for Violin and Piano
Duo Brüggen-Plank: Marie Radauer-Plank (Violine), Henrike Brüggen (Klavier)
Seit zehn Jahren musiziert das Duo Brüggen-Plank jetzt zusammen, und dies ist sein CD-Debüt. Das Duo besteht aus der österreichischen Geigerin Marie Radauer-Plank und der Pianistin Henrike Brüggen. Dass sich die beiden Musikerinnen für ihr Debüt Werke von Karol Szymanowski vorgenommen haben, ist sehr zu begrüßen. Zum einen ist das Schaffen des polnischen Komponisten, dessen Todestag sich am 29. März zum achtzigsten Mal jährte, bei uns noch immer stark unterrepräsentiert, und dies gilt nicht zuletzt für seine Kammermusik. Zum anderen hat das Duo nach eigener Aussage seit Beginn seines Bestehens eine starke Affinität zu Szymanowskis Musik verspürt: Es fühlte sich an, als hätten wir einen Kanal gefunden, uns musikalisch auszudrücken, schreiben die Musikerinnen im Beiheft zur CD.
In der Einspielung sind beinahe alle Werke Szymanowskis für Violine und Klavier versammelt; es fehlen lediglich die Drei Capriccios von Paganini op. 40 und die Romanze op. 23. Dafür finden sich zwei Transkriptionen, die Paul Kochanski aus Bühnenwerken Szymanowskis destillierte: die Danse paysanne aus dem Ballett Harnasie und das Lied der Roxane aus der Oper König Roger. Diese Auswahl ergibt insofern Sinn, als es sich bei der CD nicht nur um eine Hommage an Szymanowski handelt, sondern auch an Kochanski: Der Komponist arbeitete eng mit dem Geiger zusammen, ohne dessen Unterstützung ein großer Teil seiner Violinliteratur vielleicht nie geschrieben worden wäre.
Die gesamte kompositorische Entwicklung Szymanowskis ist im Programm der CD widergespiegelt: von der gelegentlich noch hörbaren Beeinflussung durch Modelle der deutschen Spätromantik in der Violinsonate über die in allen Farben schillernde Exotik in den Mythen op. 30 (Szymanowskis bekanntestes Kammermusikwerk) bis hin zum folkloristisch gefärbten, herben Spätstil, wie er sich in der Harnasie-Musik manifestiert.
Man spürt die Liebe der Interpretinnen zur Musik in jedem Takt; eine koloristisch feiner austarierte Interpretation der Mythen etwa ist kaum vorstellbar, ebenso wenig ein Mehr an Temperament und Mut zum Risiko in der zweiten Nummer von Notturno und Tarantella. Dabei bleibt stets deutlich, wie sehr Szymanowski daran gelegen war, den herkömmlichen Violinklang durch mannigfache neuartige Spieltechniken zu transzendieren Techniken, die Marie Radauer-Plank so imponierend beherrscht, dass es Staunen macht. Das wäre allerdings nur die halbe Miete, wenn der durchweg äußerst herausfordernde Klavierpart der Werke nicht auf ebenso hohem Niveau realisiert wäre. Doch auch Henrike Brüggen scheut keinerlei spieltechnische Klippen und bewahrt dabei die starke Individualität der Klavierstimme, ohne sich in den Vordergrund zu spielen.
So kommt ein im besten Sinne partnerschaftliches Musizieren zustande, in dem zwei hochbegabte Musikerinnen ihre Fähigkeiten ebenso selbstbewusst wie selbstlos in den Dienst eines genialen Komponisten stellen wie es eben sein sollte in einem richtigen Duo.
Thomas Schulz